Urlaub in den Karnischen Alpen
Geschichte: Die freie Partisanenrepublik Karnien
Diesen Sommer zog es uns in die italienischen Berge – in die wunderbaren südlichen Karnischen Alpen, die fast kein Mensch kennt! Die Anfahrt war auch mühsam: Jenseits von Etsch und Eisack in Südtirol fuhren wir stundenlang auf Landstraßen. Da wussten wir noch nicht, dass diese Abgelegenheit eine wichtige Bedingung für das war, was wir bald entdecken konnten: Im Sommer 1944 bildete sich hier in den abgeschiedenen Bergen und Tälern des heutigen Friaul Julisch-Venetiens die Partisanenrepublik Karnien.
Sie beruhte auf etlichen siegreichen Schlachten vereinigter Partisanenverbände gegen die deutsche faschistische Besatzung Norditaliens. Nach diesen Siegen sollte mit freien Wahlen im August 1944 eine zivile politische Macht aufgebaut werden. Eine Regierung aus den folgenden Kräften wurde gebildet: Christdemokraten, Kommunistische Partei, Aktionspartei, Liberale Partei, Sozialistische Partei und Freiwilligenkorps der Freiheit (Partisanen). Auch Massenorganisationen waren darunter: die Jugendfront, die Frauenverteidigungsgruppen, die Bauernausschüsse und der Förderungsausschuss der Arbeiterkammer – eine echte antifaschistische Volksfront!
Sie erließ eine Reihe von Dekreten, wie die Wiedereröffnung der Grundschulen, die Abschaffung aller Steuern und Abgaben und die Einführung einer progressiven Vermögenssteuer, die Einrichtung eines Volksgerichtes und die Abschaffung der Todesstrafe für „gewöhnliche“ Verbrechen und Vergehen, das Verbot, die Wälder abzuholzen, außer für den Bedarf des eigenen Haushalts, und die Aufstellung einer bewaffneten Polizei.
Weiter organisierte sie zur Versorgung einen großangelegten Schmuggel von Lebensmitteln aus der Ebene in die Berge. Etwa 90.000 Menschen lebten in 38 vollständig befreiten Gemeinden der Karnischen Republik. Es blieb allerdings nicht die Zeit, alle Pläne der Volksfrontregierung zu verwirklichen. Die faschistische Wehrmacht startete im Oktober 1944 die „Operation Ataman“ zur Vernichtung der Republik.
Unter den faschistischen Truppen waren auch 5000 fanatisch antikommunistische Kosaken. Diese hatten sich in der Sowjetunion der faschistischen Wehrmacht angeschlossen, gegen die sowjetische Rote Armee gekämpft, waren dann nach den deutschen Niederlagen mit der Wehrmacht westwärts geflohen und warteten nun auf die ihnen von Hitler versprochene Ansiedlung im „Kosakenland“ im Friaul.
Daraus wurde nichts – die entscheidende Schlacht zur Niederwerfung des deutschen Faschismus schlug die Rote Armee an ihrer Westfront. Die Republik Karnien wurde in opferreichen Kämpfen brutal niedergeschlagen und hörte im Dezember 1944 zu existieren auf. Es gibt erstaunlicherweise wenig Orte der Erinnerung, die einzige Gedenkstätte in Piancavallo war durch einen Bauzaun verdeckt.