Queere Bewegung wird wichtiger Strang in antifaschistischer Bewegung

Queere Bewegung wird wichtiger Strang in antifaschistischer Bewegung

CSDs werden zu antifaschistischen Protestdemos

Die MLPD hat mit dem Aufbau einer Arbeitsgruppe „Rote-Queer-Politik“ begonnen. Das ist eine neue und dringliche Aufgabe angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung und faschistischer Tendenzen, die sich ganz besonders gegen die LGBTQ+-Bewegung richten.

Von Anna Bartholomé
CSDs werden zu antifaschistischen Protestdemos
Bild von der Pride-Kundgebung in Leverkusen (rf-foto)

Die Arbeitsgruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Brücke zwischen der Partei und den breiten Massen zur Queerbewegung zu schlagen, die sie in die Einheitsfront aller vom Imperialismus und Kapitalismus ausgebeuteten und unterdrückten Menschen einbeziehen möchte.


Nicht nur Trump in den USA, Putin in Russland oder Orban in Ungarn erweisen sich als faschistische Hasser der Queerbewegung und ganz besonders von Transmenschen.


In Deutschland zeigt sich am „Fahnenstreit“, den die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner angezettelt hat – mit ausdrücklicher Unterstützung ihres Kanzlers Friedrich Merz – dass auch hier Fortschritte in der Gleichberechtigung zunichte gemacht werden sollen – im Schulterschluss mit der faschistischen AfD.


Anders als in den letzten Jahren wird am 26. Juli zur CSD-Parade auf dem Bundestag in Berlin keine Regenbogenfahne flattern. Aber damit nicht genug: Wer als Abgeordnete oder Abgeordneter in seinem Büro – womöglich noch nach außen sichtbar am Fenster – aus Trotz oder gar Überzeugung eine solche Fahne auf- oder aushängt, dem schickt Frau Klöckner die Polizei auf den Hals.

Dieser Fahnenstreit könnte befremdlich sein oder absurd. Ist es leider nicht.

Die faschistischen und ultrarechten Angriffe auf queere Menschen – auf Lesben, Schwule, Trans-Personen oder alle, die nicht in die heterosexuelle „Normalität“ passen – werden immer aggressiver und weltanschaulich aufgeladen.

 

Über die sogenannten sozialen Medien schwappt nun auch das Gegenmodell gegen Feminismus und LGBTQ-Bewegung nach Deutschland: die Tradwives. Frauen, die als Ehefrau und Mutter ihre ausschließliche Selbstverwirklichung sehen. Der Zerreißprobe, in der sich viele Frauen durch die Doppelbelastung in Beruf und Verantwortung für Familienangehörige – Kinder wie Alte – sehen, wird demagogisch ins Gegenteil verkehrt. Wen wundert es, dass die Influencerinnen der Tradwives sich als Weiße mit gut verdienenden Ehemännern und rechter Gesinnung präsentieren.

 

Unabhängige, nach Gleichberechtigung strebende Frauen – ob queer oder nicht-queer - sind solchen Leuten ein Gräuel. Gibt es doch auch für eine altadlige AfDlerin, Beatrix von Storch, nur zwei Geschlechter – von Geburt biologisch fixiert: Männer und Frauen. Und die Wahl einer Verfassungsrichterin, die sich für die Abschaffung des § 218 ausgesprochen hat, einem Ur-Anliegen der Frauenbewegung, wollen Faschisten, Kirchenfürsten und Ultrarechte gemeinschaftlich verhindern.

Die Herausforderung wird angenommen.

 

Man merkt beim CSD, dass hier richtig etwas in Bewegung gekommen ist. Jahrelang wurde der CSD in den USA und Europa zunehmend kommerzialisiert und trat „oft mit einem ausgeprägt sexistischen und selbstdarstellerischen Erscheinungsbild auf. Das wirkt auf viele Leute abstoßend und schürt Vorbehalte gegen den berechtigten Kampf um die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Beziehungen und von Transmenschen. Die Neofaschisten nutzen diese Vorbehalte … In verschiedenen Ländern mit ultrareaktionären und faschistoiden Regierungen wurden in den letzten Jahren homosexuelle Beziehungen wieder unter Strafe gestellt.“¹

 

Noch nie gab es so viele CSD-Demonstrationen wie in diesem Jahr. Nicht nur in großen, sondern auch in kleinen Städten – allen Anfeindungen zum Trotz. Sich bewusst als Teil der antifaschistischen Bewegung zu begreifen, das erfordert auch von den besonders Betroffenen, teils eine Blase der Selbstbeschäftigung zu durchbrechen, sich von Ängsten nicht lähmen zu lassen und sich mit nichtqueeren Menschen zusammenzutun.

 

Am 18. und 19. Juli findet ein Treffen der Queer-AG zur Vorbereitung eines queeren Straßenfestes und zum Kennenlernen statt.


18. Juli, ab 18.30 Uhr, 19. Juli, ab 11 Uhr, Aktion zum Straßenfest in der Motzstraße, ab 17 Uhr Auswertung und Diskussionsrunde wieder im Treff International, Reuterstraße 15, Berlin-Neukölln.