Venedig
Zwei dekadente Multimilliardäre kapern eine Stadt
Der Multimilliardär, Amazon-Gründer und Trump-Unterstützer Jeff Bezos und die ehemalige Journalistin Lauren Sánchez haben in Venedig geheiratet. Geheiratet? Nein, sie haben sich die komplette Stadt als Bühne genommen, sie haben so getan, als können sie sich einfach alles erlauben. Eine durch und durch dekadente und massenfeindliche Unkultur.
Kein Wunder, dass man Brautpaar und Gäste auf der Insel San Giorgio streng isolieren musste. Die vielfältigen Proteste sollten nicht bis zum Event durchdringen. Die 200 handverlesenen Gäste durften keine Handys dabeihaben. So gibt es von den 27 Kleiderwechseln der Braut und dem Ehering für 5 Millionen Euro keine Fotos und Videos.
Nicht mal richtig zur Schau stellen konnten sie den Reichtum. Die Abschlussparty musste aus "Sicherheitsgründen" ins alte Werftviertel Arsenal verlegt werden. Das war einstmals eine stolze Produktionsstätte großer Schiffe, eine Stätte fortschrittlicher technischer Errungenschaften. Und jetzt mussten die schönen alten Gemäuer in der Lagunenstadt Zeugen von Dekadenz pur sein. Dass Bezos ein Fan des Faschisten Trump ist, wusste man ja schon. Jetzt präsentierte die Illustrierte Vogue seine frisch Angetraute als Monarchistin: „Ich fühle mich wie eine Prinzessin.“ Unter den Gästen gab es auch welche mit Kunstgeschmack: Microsoft-Gründer Bill Gates oder Trump-Tochter Ivanka besuchten venezianische Museen!
Auf dem Marco-Polo-Flughafen landeten in einem exklusiv abgesperrten Bereich 95 Privatflieger (zum Vergleich: Beim G7-Gipfel in Kanada waren es „nur” 62). Allein Jeff Bezos pustet mit dem Gebrauch seines neuen Privatjets in 39 Tagen mehr CO2 in die Atmosphäre als ein Normalbürger in 17 Jahren. 95 Privatjets in Venedig für eine einzige Hochzeit - und das, wo die Stadt bereits Eintrittskarten an Touristen verkaufen muss, weil sie dem Touristenstrom umweltpolitisch nicht mehr gewachsen ist.
Während der ganzen Dauer der Feierlichkeiten rissen in Venedig Kritik und Proteste nicht ab. Lediglich die ultrareaktionäre venezianische Stadtregierung hetzte gegen die zahlreichen Demonstranten. Sie seien ein „Ballast für Venedig“, der sich „nur bewegt, um zu zerstören“, weil er „von sozialem Neid und Ressentiments geblendet“ ist.
Die Gewerkschaft ver.di weiß ein Lied davon zu singen, wo Bezos einen Teil seiner Milliarden her hat. "Das Modell Amazon kennzeichnen Steuervermeidung, prekäre Arbeitsverhältnisse, Union-Busting, verweigerte Tarifabschlüsse und Akkord-Hetze. Die Gewerkschaft ver.di kritisierte die Arbeitsbedingungen in den Amazon-Logistikzentren am Beispiel Kaiserslautern als 'unmenschlich'", heißt es in einem Artikel von heute im Online-Portal Telepolis.