Bildungs- und politischer Protest

Bildungs- und politischer Protest

Schülerdemos in fünf NRW-Städten

Am 26. Juni rief die Landesschülervertretung in fünf Städten Schülerinnen und Schüler auf die Straße. Es kamen in Düsseldorf 120, in Essen 500, in Eitorf, Gummersbach und Münster je 100, jeweils auch aus umliegenden Städten, und zwar vormitttags während des Unterrichts!

Von gos

Interessant ist vor allem, dass diese Proteste nicht beim Anklagen von Missständen stehen bleiben. Die Schülerinnen und Schüler organisieren den Protest auf der Straße und betrachten dabei ihre Situation nicht isoliert, sondern ordnen sie ein in die Entwicklung gesamtgesellschaftlicher Krisen! Wir dokumentieren Auszüge aus dem Aufruf:

Forderungspapier für den Bildungsprotest 2025

Wir haben in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen eine Krise in den Schulen. Die Schulen sind marode und kaputtgespart. Die Bildungsungleichheit wächst und die Schülerinnen und Schüler sind mit immer neuen Problemen konfrontiert ...

 

  1. Weg mit der Schuldenbremse: Geld für die Schülerinnen und Schüler! Die Schulen in Deutschland weisen einen Investitionsstau von 55 Milliarden Euro auf, ein großer Teil davon in NRW. Insbesondere die Sportanlagen sind marode, aber auch viele Klassenräume und natürlich die Schultoiletten sind in keinem guten Zustand. All das schafft ein Lernumfeld, in dem gutes Lernen und gute Bildung kaum möglich sind. Um diese Mängel zu beheben, sind massive Investitionen notwendig. .. Die aktuelle Lockerung der Schuldenbremse, die sich im Wesentlichen auf Militärausgaben beschränkt, wird nicht die aktuellen Probleme lösen. Diese Ausgaben, werden wahrscheinlich auf Kosten von Bildung und Sozialem gehen, das halten wir für falsch ...
  2. Weg mit diesem Schulsystem: Eine Schule für alle! Das mehrgliedrige Schulsystem schafft Ungleichheiten. ... Digitale Techniken sollen einbezogen werden. Ebenso soll es durch den Ganztag keine Hausaufgaben mehr geben, um mehr Freizeit zu ermöglichen. ...
  3. Weg mit der Enge: Kleinere Lerngruppen! ...
  4. Weg mit den Noten: Bewertungssystem reformieren! Das klassische Bewertungssystem mit Ziffernnoten von 1 bis 6 ist nicht in der Lage, Lernfortschritte wirklich abzubilden und die Vielfalt der Wissensformen anzuerkennen. ...
  5. Auflösung des Kooperationsvertrags des Bundeslandes NRW mit der Bundeswehr. Die Bundeswehr darf keinen Platz in der Schule haben, um aktiv um Soldatinnen und Soldaten zu werben und Kriegsverherrlichung zu propagieren. ...Die Wehrpflicht, die von einem Großteil der Jugend abgelehnt wird, spricht klar gegen unsere Interessen als Schülerinnen und Schüler und Jugend insgesamt.
  6. Weg mit langen Tagen: Unterricht nur bis 16 Uhr!...
  7. Kostenloses gutes Mensaessen! ...
  8. Weg mit der Menschenjagd: Keine Schülerinnen und Schüler abschieben! In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass Schülerinnen und Schüler aus Schulen abgeschoben wurden. ... Durch die aktuellen politisch rechten Asylrechtsverschärfungen ist davon auszugehen, dass dieses Vorgehen in Zukunft noch häufiger zu beobachten sein wird. Außerdem werden geflüchtete Schülerinnen und Schüler häufig nicht angemessen aufgenommen und integriert. Wir fordern daher, Abschiebungen aus Schulen und von Schülerinnen und Schülern allgemein zu verbieten.“

 

Hier steht der komplette Aufruf zur Verfügung

 

Dass nicht noch mehr Menschen dem Protestaufruf gefolgt waren, erklärte die LSV NRW so: Viele Schülerinnen und Schüler seien davon "abgehalten" worden - "durch zu strenge und undurchsichtige Regelungen, die die Teilnahme an Protesten während der Schulzeit erschweren". Verdi- und GEW-Jugend unterstützten die Forderungen und die Aktion. Aber der Philologenverband NRW verteidigt das aktuelle Schulsystem, lehnt die Abschaffung von Schulnoten als "realitätsfernen Traum" lapidar ab, genauso wie seine Teilnahme oder Unterstützung der Demos. Hier gibt es noch viel zu tun - aber Aufruf und Aktion: Ein wichtiger Vorwärts-Schritt! Bemerkenswert ist, dass sich die Schülerinnen und Schüler gegen Aufrüstung, Kriegsgefahr und reaktionäre Flüchtlingspolitik einsetzen.