Nackte Erpressung

Nackte Erpressung

Reaktionäre Wende bei TKSE zeigt ihr Gesicht - Antwort der Belegschaft herausgefordert

Der Vorstand von Thyssenkrupp Stahl (TKSE) fordert ultimativ die Zustimmung zu seinen Plänen zur Vernichtung von 11.000 Arbeitsplätzen und einer rigorosen Kürzung der Einkommen von jährlich (!) 200 Millionen Euro.

Von gp
Reaktionäre Wende bei TKSE zeigt ihr Gesicht - Antwort der Belegschaft herausgefordert
Mahnwache bei TKSE letztes Jahr (rf-foto)

Im Einzelnen fordert der Vorstand:

 

  • Die bezahlte Arbeitszeit soll von 34 auf 33 Stunden-Woche gesenkt werden. Das bedeutet weniger Geld und eine Steigerung der Ausbeutung, denn in weniger Zeit soll das Gleiche geleistet werden.
  • Nullrunden bei Tarifverhandlungen – heißt: kontinuierlicher Reallohnabbau
  • Wegfall aller tariflicher Einmalzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. Sie sollen einfach gestrichen werden. Das kommt einer Lohnkürzung gleich, denn sie sind feste Lohnbestandteile
  • Streichung des Jubiläumsgelds – das zeigt, dass der Konzern keinerlei Respekt vor den Beschäftigten hat
  • Kürzere Arbeitszeit für außertariflich Angestellte – kürzere Arbeit bedeutet weniger Geld
  • Kürzung der Bezahlung der Rufbereitschaft
  • Massive Reduzierung der Ausbildungsplätze, Streichung der Übernahme – geplante Arbeitsplatzvernichtung raubt der Jugend eine Perspektive
  • Streichung des tariflich gesicherten Wintertages
  • Aussetzen der vermögenswirksamen Leistungen

 

Darüber hat am 3. Juli 2025 ein Flugblatt der IG-Metall-Bezirksleitung NRW informiert - siehe Faksimile.

 

Ultimativ fordert der TKSE-Vorstand nächste Woche die Unterschrift von IG Metall und Betriebsrat zu seinen Horrorplänen. Ansonsten erkläre er die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag für gescheitert, mit der Folge einer Insolvenz von TKSE und Massenentlassungen! Die Kolleginnen und Kollegen sind entsetzt. Da wird keine Rücksicht mehr auf die angebliche Sozialpartnerschaft genommen und das wahre Gesicht der Herrschaftsverhältnisse in unserer Gesellschaft kommt zum Vorschein: eine Diktatur der Monopole!

Im Kern geht es um die Umstellung auf Kriegswirtschaft

Die Diskussion über zu hohe Strompreise, Billigstahl aus China und überbordende Bürokratie als Ursache für die Halbierung der Stahlkapazitäten lenkt von den tatsächlichen Hintergründen des Umbaus des Thyssenkrupp-Konzerns ab. Im Kern hängt die Halbierung der Kapazitäten und damit die geplante Vernichtung von 11.000 Arbeitsplätzen untrennbar mit der Umstellung des Konzerns auf Kriegswirtschaft zusammen:

 

  • Die deutsche Stahlindustrie und auch TKSE haben schon längst den Kampf um eine weltmarktbeherrschende Position verloren. Regierung und die entscheidenden Monopole haben aber aus strategischen Gründen ein Interesse am Zugriff auf „eigenen“ Stahl - für die steigende Rüstungsindustrie und für Branchen, die für den deutschen Imperialismus wichtig sind. Dazu reicht eine Kapazität in Deutschland von rund 20 Millionen Tonnen Stahl jährlich aus.
  • Besonders deutlich wird die Umstellung auf Kriegswirtschaft am geplanten Börsengang der Marine-Sparte, TKMS. TKMS ist Weltmarktführer beim Bau nichtnuklearer U-Boote, die weltweit, unter anderem auch an Israel, geliefert werden. TKMS hat ein Auftragspolster von 18 Mrd. Euro und ist jetzt schon weit bis 2040 hinaus voll ausgelastet. Von den Aufrüstungsplänen der NATO, aber auch anderer Staaten erwartet TKMS sprudelnde Gewinne. Dazu schreibt das Online-Magazin Telepolis: „Die für die kommenden Jahre erwartete Steigerung der Nachfrage in den Kerngeschäften von Marine Systems und die langfristigen geostrategischen Entwicklungen bieten dem Unternehmen zusätzliche Wachstumschancen.“ Oder einfach ausgedrückt: Kriegsvorbereitung und Kriege versprechen horrende Profite.

 

Der Kampf der Stahlbelegschaften zur Verteidigung ihrer Arbeits- und Ausbildungsplätze und gegen die provokativen Angriffe auf ihre Löhne und Gehälter ist damit untrennbar mit dem Kampf gegen die drohende Kriegsgefahr verbunden! Damit ist die Auseinandersetzung von vornherein hochpolitisch!

Umweltpolitischer Rollback?

Zur Produktion von Stahl durch mit „grünem Wasserstoff“ betriebenen Direktreduktionsanlagen hat die Ampel-Regierung den Stahlkonzernen bereits 7 Mrd. Euro zugesagt, einen Teil schon ausgezahlt. Zudem sind Subventionen bis 2041 von 23 Mrd. Euro vorgesehen. Aktuell hat der Stahlkonzern ArcelorMittal mitgeteilt, auf 1,3 Mrd. staatliche Subventionen zum Umbau seiner Stahlwerke in Eisenhüttenstadt und Bremen zu verzichten. Begründung: Die zügige Versorgung mit „preiswertem“ grünen Wasserstoff sei nicht gesichert. Außerdem hat die EU-Kommission den CO₂-Grenzausgleich (CBAM) zum Schutz des europäischen Marktes vor billigen, klimaschädlichen Importen verzögert. Die Folge: die Stahlkonzerne halten länger an der fossilen Stahlherstellung über die Hochofenlinie fest, einer der größten industriellen CO2-Emittenten.

Alles spricht jetzt für einen konzernweiten selbständigen Streik!

Der Kampf zur Verteidigung der Arbeits- und Ausbildungsplätze und Löhne hängt untrennbar mit dem Kampf gegen die drohende Weltkriegsgefahr, die begonnene globale Umweltkatastrophe und die faschistische Gefahr zusammen. Die Frage ist: wer setzt sich durch? Thyssenkrupp mit seinen Kahlschlagplänen und seiner kapitalistischen Profitlogik, auch als Vorbild für andere Konzerne? Oder besinnen sich die Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter auf ihre Klasseninteressen, setzen im Interesse ihrer Familien, der Jugend und würdiger Lebensverhältnisse ein Zeichen – auch gegen die ganze Profitwirtschaft: bis hierher und nicht weiter! Und setzen damit ein Zeichen für den Übergang in die Arbeiteroffensive auf breiter Front. „Wir müssen uns die Rechte nehmen, die wir brauchen!“

 

Die Kolleginnen und Kollegen haben im letzten Jahr mit gewerkschaftlichen und selbständigen Aktionen auf der Straße und an den Toren bewiesen, dass sie kampfbereit sind, ihre Arbeits- und Ausbildungsplätze zu verteidigen und auf nichts zu verzichten. Die MLPD war dabei eine zuverlässige Kraft, die mitten drin war, den Kolleginnen und Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stand und ihnen Mut machte, ihre Interessen in die eigene Hand zu nehmen. Die eine Orientierung gab, über den Tellerrand hinaus zu sehen, das Denken von der kapitalistischen Profitlogik zu befreien.

 

Für nächste Woche rufen die IG Metall und die Betriebsräte zu Protestaktionen an allen Standorten auf! Die Produktion muss überall stehen. Wie lange, sollen die Kolleginnen und Kollegen entscheiden!

 

 

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