Urlaubskorrespondenz
Großartig: Der Bauernkrieg auf der Freilichtbühne Altusried
Eine Stunde Fahrt von unserer Ferienwohnung bei Lindau am Bodensee – da wollten wir uns das überall groß beworbene Event, eine Aufführung zu 500 Jahre Bauernkrieg in Altusried im Allgäu, nicht entgehen lassen. Schon der Empfang vor der Freilichtbühne versetzte uns in Stimmung: Eine Gruppe Schauspieler sang am Eingang „Spieß voran, drauf und dran, setz‘ aufs Klosterdach den roten Hahn“. Natürlich sangen wir mit! Und dann rein ins Theater – bzw. in ein sehr beeindruckendes Festspielhaus.
Eine freitragende Holzkonstruktion, komplett überdacht, sie fasst 2.500 Zuschauer. Und: über 400 Darsteller, überwiegend Laien aus Altusried mit Kind und Kegel, dazu ein tolles Orchester, einen Chor, mehrere Pferde, einen Ochsen in einer bäuerlichen Landschaft mit Kloster usw.
Die Geschichte handelt von einer armen Leibeigenen-Familie, die wie alle kleinen Bauern von Fürst und Kirche bis aufs Blut ausgenommen und unterdrückt wird. Ruhig gehalten werden die Bauern zunächst von der herrschenden Propaganda, es handle sich um die gottgewollte Ordnung und natürlich durch den Unterdrückungsapparat von Adel und Kirche.
Aber mit der „Todfallabgabe“ überziehen die Herrschenden: Denn wenn ein Leibeigener stirbt, muss die Familie dem Leibherren das beste Stück Vieh abgeben – oft ein Todesurteil für die schon hungernden Familien. Und so beginnt der Aufstand der Allgäuer Bauern gegen die Herren, die Frauen spielen dabei eine wichtige, kämpferische Rolle. Der Erhebung schließen sich immer mehr an, in Süddeutschland bis hinauf nach Thüringen.
Pyrotechnik unterstützt lebhaft den Eindruck harter Kämpfe. Natürlich wird unter den Bauern auch heftig diskutiert, ob man diesen Schritt wagen sollte. Tatsächlich enden die Kämpfe in einer Niederlage. Das Fazit „die Enkel fechten’s besser aus“ aus dem Bauernkrieg-Lied wird im Stück nicht gezogen.
Aber man merkt dem Stück die Handschrift der Laienschauspieler von Altusried an: Im Programmheft heißt es über die Versammlung, bei der über den Bauernkrieg als Thema abgestimmt wurde: „Wenn Menschen aus dem Allgäu eine Geschichte über Menschen aus dem Allgäu vor 500 Jahren spielen … , sollten sie dann nicht selbst entscheiden, was für eine Geschichte sie spielen?... Dabei kristallisierte sich heraus, dass sie keine herkömmliche Heldengeschichte wollten, keinen einsamen Wolf, sondern eine Geschichte von ‚gewöhnlichen‘ Menschen wie sie selbst“. Und diese Verbindung mit der Geschichte merkt man den Darstellern und der begeisternden Inszenierung an!
Man kann das Stück noch bis zum 17. August sehen, es lohnt sich! Übrigens kann man auch von den billigeren Plätzen gut sehen und hören. Also: Auf nach Altusried!
Mehr Infos über www.allgaeuer-freilichtbuehne.de