Bürgerliche Pädagogik

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Gesprächsrunde: „Mehr Mut, viel von der Jugend zu verlangen“

Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich in Gelsenkirchen zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Der Drahtseilakt der bürgerlichen Pädagogik“ aus dem Buch „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur“ von Stefan Engel und Monika Gärtner-Engel auf dem Sommerfest der Horster Mitte am 28. Juni ein.

Von jj
Gesprächsrunde: „Mehr Mut, viel von der Jugend zu verlangen“
Lisa Gärtner (rf-foto)

Darunter erfreulicherweise etliche Mitglieder des Jugendverbands REBELL, die ihre Erfahrungen in der Erziehungsarbeit mit Kindern auf den Sommercamps oder der Kinderorganisation ROTFÜCHSE einbrachten. In nur 20 Minuten spannte die Referentin Lisa Gärtner, Jugendpolitische Sprecherin der MLPD, den Bogen von der bürgerlichen Pädagogik mit ihren autoritären Methoden über die kleinbürgerlich-sozialpädagogische Bewegung der 1960er- bis 1970er-Jahre mit ihren antiautoritären Erziehungskonzepten hin zu den Folgen des Laissez-faire-Stils und der gesellschaftlich verbreiteten kleinbürgerlich-sozialpädagogischen Denkweise heute.

Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur

202 Seiten

19 €

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Dabei bezog Lisa Gärtner die Teilnehmer aktiv ein und gemeinsam erarbeiteten sich die Teilnehmer die historische Entwicklung. Sie klärten dabei auch Fremdwörter. So bedeutet Laissez-faire auf gut Deutsch „machen lassen“. Eine Teilnehmerin fasste zu den antiautoritären Methoden zusammen: „keine Richtlinien, keine Regeln“. Das treibt in manchen Kindertagesstätten bereits Blüten, wie die, dass es dort für Erzieherinnen „Nein-freie Zonen“ gibt.


Wie aber sollen Kinder und Jugendliche lernen, sich in ein Kollektiv einzufügen, für die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und Herausforderungen zu meistern, wenn sie nicht geführt werden und ihnen dabei Prinzipien wie Selbstlosigkeit, Disziplin, Achtung vor der körperlichen Arbeit usw. vermittelt werden? Im Gegenteil: Laissez-faire führt dazu, den Zugang zu dekadenten, zerstörerischen Einflüssen wie Drogen und Sexismus zu erleichtern.

 

Ein Industriearbeiter berichtete aus seinem Betrieb, dass neue Auszubildende zunehmend Disziplinprobleme haben. Darüber schimpfen nicht nur die Geschäftsleitung, sondern auch die Kollegen. Er diskutiere kritisch mit seinen Kollegen, nicht nur zu schimpfen, sondern Verantwortung für die Erziehung der Azubis zu übernehmen.

 

Ein REBELL-Mitglied berichtete, wie sie bei den Rotfuchs-Treffen den Kindern helfen, schreckliche Bilder und Videos, wie die aus Gaza, auf TikTok und Co. einzuordnen und zu verarbeiten. Man könne die Kinder vom Weltgeschehen nicht abschotten. Doch bei den ROTFÜCHSEN lernen die Kinder, dass dies kein Schicksal ist und dass man um die Zukunft kämpfen muss.

 

Eine Teilnehmerin suchte Rat, wie sie mit Problemen beim Nachhilfegeben für eine Jugendliche umgehen solle. Dafür gibt es leider kein Schema F. Lisas „Tipp“: Prinzipienfest, fröhlich und immer im vollen Vertrauen auf die Jugend. Sie appellierte zu „mehr Mut, viel von der Jugend zu verlangen“.