Stralsund

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Bundeswehrtag zwischen Technikbegeisterung und Ablehnung der Militarisierung

Zum zweiten Mal seit 2024 fand in Stralsund der Bundeswehrtag statt. Fast das gesamte Hafengelände in der Stralsunder Altstadt wurde von Heer und Marine belegt. Das konnte dennoch vielfältige Proteste gegen die Kriegsvorbereitung der Bundesregierung nicht verhindern.

Von jb/Hamburg
Bundeswehrtag zwischen Technikbegeisterung und Ablehnung der Militarisierung
Info-Stand von MLPD und Rebell vor dem Bundeswehrtag Stralsund - im Hintergrund sieht man den Turm vom Marine Tender (rebell-foto)

Verschiedenste Friedensinitiativen, Linkspartei und MLPD / REBELL positionierten sich am 28. Juni gegen die Werbeschau der Bundeswehr. Insbesondere setze die Werbetrommel auf die Anziehung durch die Technik. Mit Openship auf der Korvette Brandenburg, einem Schlepper und einem Versorger, aber auch auf der alten Gorch Fock (Ex Towaritsch) konnte man die Marine in Augenschein nehmen. Auch das Heer präsentierte sich mit Marder (Schützenpanzer) und anderen Geräten martialisch. Man konnte sich in Hubschrauber setzen, die auch mal Übungen zeigten, sowie Überflüge der Luftwaffe demonstrierten die Fähigkeiten der Bundeswehr.

 

Wer allerdings meinte, dass dieser Eindruck bei Stralsundern und Touristen die aktuelle Weltlage vollkommen verdrängen konnte, hatte sich geirrt. Aufrufe wie: Friedensfähig statt Kriegsfähig! waren da und unübersehbar. Die MLPD und der REBELL hatten da mehr auf den direkten Kontakt gesetzt und wir sprachen bei Rundgängen und an unserem gut gewählten Standpunkt für unseren Infostand die Passanten an: „Aktiver Widerstand gegen die Weltkriegsgefahr - was haltet ihr davon?" und verteilten dabei rund 170 Exemplare der ZK-Erklärung "Der US-Angriff auf den Iran ist ein gefährlicher Schritt zum Dritten Weltkrieg". Wir sammelten Spenden für den Gaza-Solidaritätspakt und es gab auch für unsere Arbeit Spenden.

 

Immer wieder begegnete man der Vorstellung, gegen ein aggressives Russland müsse man doch aktiv werden. Das konnte man an Hand des veränderten Auftretens der Bundeswehr durchaus teilweise entkräften. Auch bei einigen Soldaten kamen Bedenken: „Mein Mann hat sich zur Verteidigung Deutschlands verpflichtet, er macht sich jetzt große Sorgen!" sagte eine Ehefrau. Auch wenn nicht wenige die allgemeine Unterstützung der Ukraine verteidigten, waren sie nicht einverstanden mit einer Ausweitung des militärischen Engagements. Sehr viele sahen es sorgenvoll, wie denn die kommenden horrenden Rüstungsausgaben bezahlt werden sollen.

 

Aber es wirkte auch ein typischer Fatalismus: „Dass die Reichen hier immer besser bei wegkommen, das ist doch immer so!" Oftmals verband sich das auch mit einer tiefen Skepsis gegenüber der Jugend: „Die wollen doch nur kiffen – in der DDR war das anders!" Allerdings verkörperten unsere Rebellen genau das Gegenteil. Das rief auch die Ordnungskräfte auf den Plan, die ihren Rundgang mit Fahne schon argwöhnisch notierten. Aber auch AfD-Standpunkte kamen zur Sprache: „Wir müssen uns doch verteidigen gegen die Ausländer, die hier uns bedrohen." Bei einem offensiven, aber auch geduldigen Angriff auf diese reaktionären Vorstellungen gerade bei jungen Leuten konnte man die Demagogie aufbrechen.

 

Dass trotz des gemeinsamen Protestes gegen die Werbeshow für Militarismus und Kriegspolitik noch kein tiefergehendes Zusammengehen der Friedenskräfte auf antifaschistischer Grundlage und gegen die Querdenker möglich war, daran muss weiter gearbeitet werden. Der aktive Widerstand ist nur mit einem breiten Bündnis möglich, da müssen auch alte Vorbehalte überwunden werden.