Streik in Bremen
Stahlbelegschaften von ArcelorMittal – Schulterschluss mit den Kolleginnen und Kollegen von TKSE und HKM
Gestern Mittag waren gut 2000 Kolleginnen und Kollegen des Bremer Stahlwerks von Arcelormittal dem Aufruf der IG Metall gefolgt, hatten die Arbeit niedergelegt und sich vor dem Verwaltungsgebäude versammelt. Das war nichts anderes als ein Streik!
Sie protestierten, weil sie zu Recht um die Zukunft ihrer rund 3000 Arbeitsplätze fürchten. Anlass war die Entscheidung von Arcelormittal, auf die Umstellung der Stahlherstellung durch Direktreduktionsverfahren in Eisenhüttenstadt und Bremen zu verzichten. „Ich fürchte, das wäre mittelfristig der Sargnagel für unser Stahlwerk. Alle anderen Stahlkonzerne in Deutschland planen die Umstellung auf ‚grünen‘ Stahl. Auf Dauer führt daran kein Weg vorbei. Das Festhalten an der Hochofenlinie bedeutet auch ein Festhalten am klimaschädlichen CO2-Ausstoß. Ich weiß, eine Umstellung kostet Arbeitsplätze, aber wir müssen ja was für die Umwelt tun. Vielleicht könnte man die Arbeitszeit für alle kürzen,“ so ein Kollege aus dem Stahlwerk.
Der CEO von Arcelormittal Europa Flachstahl, Reiner Blaschek, begründete die Entscheidung so: „Die Rahmenbedingungen ermöglichen aus unserer Sicht kein belastbares und überlebensfähiges Geschäftsmodell.“ Deutlicher kann man es nicht sagen: für die Konzerne steht der Profit an erster Stelle und der Umweltschutz interessiert sie nur, wenn sie damit Maximalprofit machen können.
Was bedeutet das Festhalten von Arcelormittal an der umweltschädlichen Roheisenerzeugung? Immerhin verzichtet der Konzern auf bereits zugesagte 1,3 Mrd. Subventionen durch die Bundesregierung? Die Befürchtungen des Kollegen aus Bremen sind nicht aus der Luft gegriffen.
ArcelorMittal ist mit 65 Mio. Tonnen Stahl weltweit der zweitgrößte Stahlproduzent mit Produktionsstätten in 18 Ländern. In den beiden Werken Eisenhüttenstadt und Bremen produziert ArcelorMittal zusammen 6 Mio. Tonnen Flachstahl. Das sind gerade Mal etwas mehr als 9 Prozent der Gesamtproduktion. Deshalb ist durchaus denkbar, dass ArcelorMittal mit dieser Entscheidung mittelfristig das Aus für die beiden Standorte eingeleitet hat, indem die Anlagen an beiden Standorten bis zum Schluss „ausgelutscht“ werden. Für diese Prognose spricht auch, dass durch die steigende CO2-Bepreisung in wenigen Jahren der konventionell erzeugte Stahl so teuer wird, dass er nicht mehr konkurrenzfähig ist. Deshalb ist auch die Aussage des Vorstandsvorsitzenden des Bremer Stahlwerks, Thomas Bünger, nach der Aufsichtsratssitzung am 19.3.2025 ernst zu nehmen: "Eine Standortgarantie kann es nicht geben, weil auch wir hier in Bremen uns natürlich innerhalb der europäischen Stahlindustrie bewegen." (1)
Es ist völlig berechtigt, dass die Stahlarbeiter in Bremen und Eisenhüttenstadt gegen die Entscheidung des Stahlkonzerns auf die Straße gehen und eine Umstellung auf eine „grüne“ Stahlproduktion fordern. Damit steht auch in Bremen und Eisenhüttenstadt der Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz und für eine Umstellung auf eine klimafreundliche Stahlproduktion auf der Tagesordnung. Was liegt näher als ein Schulterschluss mit den Kolleginnen und Kollegen von TKSE, HKM und dem Federnwerk in Hagen? Ein konzernübergreifender selbständiger Streik wäre ein unübersehbares politisches Signal, das nicht nur in den Konzernzentralen, sondern auch in Berlin ein Beben auslösen würde. Und es wäre ein Weckruf für die ganze Arbeiterklasse.