Essen
Heiße Diskussionen zur Krise der bürgerlichen Ideologie
An einem der bisher heißesten Tage zum Zeitpunkt der größten Hitze zu einer Buchvorstellung gehen? Gar nicht so 'ne schlechte Idee - wenn die im Erdgeschoss eines Altbaus stattfindet, wo es noch angenehm ist. Das dachten sich die 25 Besucherinnen und Besucher bei der Vorstellung des REVOLUTIONÄREN WEG 39 "Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur" am 13. Juni in Essen.
Als die Gäste mit Häppchen und Getränken versorgt waren, startete der Abend mit einem Vortrag von Brechts "Lob des Lernens". In einem etwa halbstündigen Vortrag stellte Dirk Willing Grundgedanke und Methode des Systems des REVOLUTIONÄREN WEGS und die aktuelle Ausgabe vor. Die kurzweilige Einführung stellte einige der kulturellen, religiösen und gesellschaftswissenschaftlichen Krisen heraus. Die Dialektik verlange, immer Schlüsse für die Aufgaben der Revolutionäre zu ziehen. Nur wenn die Bourgeoisie auch weltanschaulich besiegt, die proletarische Denkweise überlegen werde, könne sich aus Krisen und massenhaftem Unmut tatsächlich revolutionäre Veränderung ergeben. "Die Ballade vom Wasserrad" unterstrich diesen Gedanken.
In der Diskussion berichteten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter zahlreiche Industriearbeiter, von ihren Erfahrungen mit dem Buch, aus der Diskussion unter Kollegen und in der Nachbarschaft. Die Auffassung, dass über die faschistoide Ideologie Trumps "gar nicht mehr gesprochen werden brauche", ließen andere nur für einen Teil der Bevölkerung gelten. Durchaus wirkt die Demagogie der Ultrarechten auch unter Arbeitern, denen der spalterische und repressive Charakter des modernen Faschismus klar gemacht werden muss. Gleichzeitig muss auch mit Bündnispartnern im Kampf gegen den Faschismus (oder Krieg, Umweltzerstörung) eine weltanschauliche Auseinandersetzung gegen die Wirkung der kleinbürgerlich-antikommunistischen Denkweise geführt werden.
Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur
Wer die Veranstaltung versäumte, der kann sich immer noch das Buch kaufen!
202 Seiten
19 €
In allen Ausdrucksformen liegt ein Kampf um den Inhalt
Einige Lacher brachte ein Exkurs zum Ballett: Gabi Fechtner antwortete auf eine ironische Bemerkung des Referenten über "Heavy Metal oder Ballett" mit Hinweisen auf die außerordentlichen körperlichen Fähigkeiten der Ballett-Tänzer und erinnerte an revolutionäre Ballett-Aufführungen im früher sozialistischen Russland oder auch China. In allen künstlerischen Ausdrucksformen liegen spezifische Talente und Leistungen, mehr oder weniger entwickelt, und der Kampf um den Inhalt, ob sie der proletarischen oder bürgerlichen Kultur dienen.
Ein weiterer Diskussionsstrang entwickelte sich über das Mobbing, eine Zersetzung der zwischenmenschlichen Beziehungen und der Solidarität der Arbeiterklasse, deren gezielter Einsatz durch die Herrschenden oftmals spontan nicht bemerkt wird.
Mit einer Spendensammlung und einigen verkauften neuen und antiquarischen RW-Ausgaben am Büchertisch ging die Versammlung nach 2 Stunden zu Ende. Es schlossen sich hitzige Einzel-Diskussionen und eine noch hitzigere antifaschistische Demonstration in Essen-Kray an.