Baden-Württemberg
Grüner Finanzminister will Rente mit 69 für Akademiker
Die GRÜNEN sind bekanntlich die Partei der Akademiker in den Großstädten. Ob das so bleibt, ist jedoch fraglich. Dafür sorgt Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) mit seinem Vorstoß, dass Akademiker erst mit 68 oder 69 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen dürfen.
Damit reiht er sich in die von Bundeskanzler Friedrich Merz und andere CDU-Politikern, sowie Vertretern der Monopolverbände losgetretene Debatte ein, nach der in Deutschland zu wenig gearbeitet würde. Denn für Bayaz ist klar, dass der „Wohlstand des Landes inklusive seiner sozialen Sicherungssysteme“¹ nur erhalten werden könnte, wenn das Renteneintrittsalter steigt. Übersetzt heißt das: für den Wohlstand der Konzerne sollen wir länger arbeiten oder ärmer werden.
Seine Begründung: Akademiker gingen erst später auf den Arbeitsmarkt und seien in den meisten Fällen körperlich weniger im Job belastet. Als ehemaliger Manager des internationalen Unternehmensberatungskonzerns Boston Consulting Group muss er es schließlich wissen. Im Gegensatz zu ihm sind allerdings heute viele Akademiker als Sachbearbeiter ohne große Privilegien in der Industrie oder Staat tätig, von denen immer mehr abverlangt wird. Auch Ingenieure wie bei Bosch sind von Personalabbau bedroht.
DGB weist Vorstoß zurück
Der DGB-Landesvorsitzende Kai Burmeister lehnt den Vorstoß von Bayaz rundweg ab. Er erinnert daran, dass dieser bereits vor zwei Jahren für ein höheres Renteneintrittsalter für alle Lohnabhängigen trommelte. Weil er damit derzeit nicht durchkommt, versucht es der grüne Ex-Manager mit einer spalterischen Forderung. Burmeister verweist darauf, dass das tatsächliche Renteneintrittsalter bei 64 Jahren liegt. Er führt dies auf auf die wachsenden „physischen und psychischen Belastungen im Berufsalltag“ von Akademikern zurück. „Eine Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters würde gegenüber den Betroffenen wirken wie eine Rentenkürzung durch die Hintertür.“²
Bayaz ist kein Einzelfall
Es wäre allerdings falsch, dies als Alleingang von Bayaz zu sehen. Die grüne Gesamtpartei hält zwar „an der Rente mit 67 fest, (will aber) Anreize (schaffen), damit Menschen länger arbeiten können. Auch sprechen sich die Grünen für eine kapitalmarktgedeckte Rente aus.³