Diskussion im Betrieb
"Gegen die eigene Regierung müssen wir auf die Straße gehen!"
Noch bevor an diesem Wochenende die USA aktiv in den Krieg gegen Iran eingriff, diskutierten wir auf der Arbeit heftig über die Entwicklung.
Die meisten Kollegen sind klar gegen alle Kriegstreiber: ob in Gaza, im Ukrainekrieg oder woanders. Die Solidarität für die Menschen in Gaza nimmt zu, viele unterstützen diverse Spendenprojekte von privat über Moscheen bis zum ICOR-Solidaritätspakt "Gaza soll leben".
Wie geht das ganze bloß weiter - und wie können die Kriege beendet werden, darüber sorgen sich viele. "Man muss auf die Straße gehen gegen Leute wie Putin, Netanjahu usw.", so ein Vorschlag. Ein anderer dazu: "Das bringt doch nichts! Das interessiert doch den Putin nicht, wenn du hier auf die Straße gehst."
Wer jetzt dachte, der Kollege drohe zu resignieren, der hätte bei seiner darauf folgenden flammenden Rede auf der Spätschicht dabei sein müssen. Obwohl wir keine Handvoll Kollegen sind, erhebt er wütend seine Stimme: "Gegen die eigene Regierung müssen wir auf die Straßen gehen! Unser Geld verschleudern sie in die Waffen, während unsere Schulen marode sind und für die Jugend und Rentner kein Geld da ist. Wir wollen doch diese Kriege gar nicht! Wie kommen die überhaupt auf die Idee, nach Rohstoffen zu jagen und darum Krieg zu führen? Das gehört ihnen doch nicht, das gehört keinem! Wer hat denn die Erde geschaffen - die vielleicht?"
Der Kollege ist katholisch, führt es nicht näher aus - aber vermutlich schwingt etwas christliche Demut mit. Im gemeinsamen Kampf gegen einen drohenden Dritten Weltkrieg verbindet uns der Gedanke: Kein Herrscher dieser Welt hat das Recht auf Rohstoffe und Schätze der Erde, geschweige denn, darum Kriege zu führen und Menschenleben für den kapitalistischen Profit zu opfern. Am Ende seines kämpferischen Ausbruchs meint einer zu dem Kollegen: "So eine Rede müsstest du Mal auf einer Demo halten!"
Am Montag danach ist die erste Montagsdemo gegen die drohende Gefahr des Dritten Weltkriegs - der Kollege ist zwar noch nicht mit von der Partei, aber es sind mehrere Kollegen und Rentner aus dem Betrieb gekommen, viele haben den Aufruf auf ihrem social-media-Status geteilt und verbreitet. Die Situation ist sehr aufgewühlt und es ist genau richtig, dass die Arbeiterklasse als Speerspitze im aktiven Widerstand gegen einen drohenden Weltkrieg ihre Rolle einnehmen sollte. Die Einschätzung, dass Aufrüstung nur zur Verteidigung diene oder auch "Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie" eine Alternative - das wird nach meiner bisherigen Erfahrung eher spontan abgelehnt, aber erzielt auch eine gewisse Wirkung und muss unbedingt vertiefend geklärt werden. Kein Kind und keinen Cent diesem System!
Welche Erfahrungen macht ihr dazu?