Leipzig
Entschlossenes Eingreifen beendet Gewalt gegen junge Frau
Von einem dramatischen Erlebnis auf dem Heimweg berichten zwei Teilnehmer der MLPD-Mai-Feier in Leipzig (Trigger-Warnung).
Beim Umstieg in die Tram bemerken wir einen heftigen Streit zwischen einem Pärchen. Immer wieder schreit der Mann auf die Frau ein, schubst und stößt sie mehrmals. Sie ist in Tränen aufgelöst.
Die Tram kommt und alle steigen ein. Drinnen geht das Geschrei weiter. Wir mischen uns ein. Verlangen von dem spürbar alkoholisierten Aggressor, sofort von der Frau zu lassen. An der nächsten Haltestelle steigt die Frau aus. Die Courage-Frau, mit der ich unterwegs bin, steigt bewusst mit aus.
Ein weiterer Kollege hilft jetzt mit. Zu zweit hindern wir den Aggressor, mit auszusteigen. Er beschimpft uns und versucht, mit Gewalt an uns vorbeizukommen. Widerlicher Besitzanspruch: Der Typ verlangt lautstark, uns NICHT einzumischen. Es sei SEINE Frau! (Später stellt sich heraus: Die beiden kennen sich seit zwei Wochen).
An der nächsten Haltestelle steigt der Aggressor aus. Ich folge ihm und informiere die Courage-Frau (*) und die misshandelte Frau, dass der Täter zurückkommt. Die beiden gehen schnell um die Ecke, in die nächste Kneipe rein. Sie bekommen dort sofort auch Unterstützung durch die Kellnerin. Beide können sich in eine Nische zurückziehen.
Ich behalte den Täter im Auge, wie er noch eine Zeitlang nach "seiner Frau" sucht, bis er sich endgültig vom Acker macht.
In der Kneipe warten wir, bis eine sichere Heimkehr ("Er weiß, wo ich wohne") mit einer Nachbarin organisiert ist. Nach und nach stellt sich heraus, dass die Frau verletzt ist, gewürgt wurde, Schrammen am Körper hat und auch geschlagen wurde - mit entsprechenden Spuren. "Du hast mir das Leben gerettet", flüstert sie der Courage-Frau ins Ohr. Wir können sie nicht überzeugen, die Polizei einzuschalten oder die Gewaltspuren im Krankenhaus dokumentieren zu lassen.
Wenn es diese Geschichte in die manipulativen bürgerlichen Medien geschafft hätte, wäre die arabische Nationalität des Täters in der Schlagzeile gelandet. Dass unter vielen augenscheinlich deutschen Zeugen in der Tram uns nur ein anderer arabischer Kollege half, fände sich wahrscheinlich allenfalls unter ferner liefen.
Wir haben reichlich Erfahrungen zu verarbeiten und Handlungsempfehlungen:
- Man muss sich immer einmischen. Solche Form von Gewalt ist niemals gerechtfertigt.
- Viele wollen vielleicht helfen, aber wissen nicht, wie. Deshalb klare Ansagen machen. Immer laut und deutlich sprechen, damit alle Umstehenden unmissverständlich mitbekommen, was gerade abläuft. Zum Beispiel: "Lass sofort die Frau los!", zum Kollegen sagen: "Wir lassen den jetzt nicht raus" und zum Tramfahrer: "Bitte sofort Türen zu und weiter!".
- Augen auf! Ich hatte immer im Blick, wo sich die Hände des Aggressors befinden. Es gibt in einer solchen Situation der Eskalation keinen anderen Grund, die Hand in die Tasche zu stecken, als einen gefährlichen Gegenstand herauszunehmen. Darauf muss man sofort reagieren, gegebenenfalls auch mit präventiver Selbstverteidigung, die Umgebung aufmerksam machen oder ähnlichem.
- Wichtig ist auch, Telefonnummern auszutauschen, falls später doch Zeugen gebraucht werden. Augen auf!
(gemeint ist eine Mitgliedsfrau des Frauenverband Courage)