Bedrohte Arbeitsplätze bei ArcelorMittal

Bedrohte Arbeitsplätze bei ArcelorMittal

Frankreich: Die Beschäftigten sind herausgefordert!

ArcelorMittal ist weltweit zweitgrößter Stahlproduzent nach dem chinesischen Monopol Baowu. Im Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise und der Krise der Reorganisierung der internationalen Produktion erwägt ArcelorMittal die Verlagerung von Teilen seiner Support-Aktivitäten von Europa nach Indien. Die Stahlindustrie in Frankreich beschäftigt direkt 25.300 Menschen, wobei ArcelorMittal mit 15.400 Beschäftigten einen großen Anteil daran hat.

Korrespondenz aus Paris
Frankreich: Die Beschäftigten sind herausgefordert!
Blick auf einen Teil der Anlage in Fos-sur-Mer (foto: Visse (CC BY-SA 3.0))

Am 23. April kündigte ArcelorMittal die Streichung von 636 Stellen in Nordfrankreich an, die Hälfte davon in Grande Synthe / Dunkerque, wovon die Support-Funktionen – die nach Indien verlagert werden – aber auch die Produktion betroffen sind. Die Streichungen betreffen auch die Werke Mardyck im Norden, Florange (Moselle), Basse Indre (Loire-Atlantique), Mouzon (Ardennen), Desvres (Pas-de-Calais) und Montataire (Oise). In den sieben betroffenen Werken arbeiten insgesamt rund 7100 Beschäftigte. Im Süden ist der Standort Fos-sur-Mer nicht betroffen. Nach Gewerkschaftsquellen plant ArcelorMittal, in Westeuropa zwischen 1250 und 1400 Stellen in nicht direkt mit der Stahlproduktion gebundenen Bereichen nach Indien oder Polen zu verlagern, um „Kosten zu sparen“.

 

Die Stahlindustrie beschäftigt in Europa mehr als 300.000 Menschen. In den letzten Monaten wurden jedoch immer wieder Stellenstreichungen und Standortschließungen angekündigt. Keiner der 50 Hochöfen in Europa ist mehr voll ausgelastet. Der deutsche Stahlriese Thyssenkrupp kündigte Ende 2024 seine Absicht an, 11.000 Arbeitsplätze in Deutschland zu streichen.


Die Gewerkschaften mobilisieren gegen die Entlassungspläne von ArcelorMittal. Nach einer kämpferischen Aktion im Mai ist am 20. Juni erneut ein nationaler Aktionstag in Dunkerque (Dünkirchen) geplant.

 

Teile der Gewerkschaft CGT fordern die Nationalisierung von ArcelorMittal, wie eines ihrer Plakate zeigt. Ist das aber eine Klassenforderung, mit der um Arbeitsplätze, akzeptable Arbeitsbedingungen und gegen verschärfte Ausbeutung gekämpft wird? Der Staat ist nicht neutral. Das haben wir in Frankreich doch nun seit sieben Jahren Macron und auch schon davor mit Hollande und Sarkozy erfahren. Der Staat handelt im Interesse der Monopolbourgeoisie. Wenn in der Vergangenheit nationalisiert wurde, wurden letztlich ähnliche Maßnahmen durchgezogen wie bei einem privaten Unternehmen: Der Konzern wurde wettbewerbsfähig gemacht – auf Kosten der Arbeiter und Angestellten.

 

Frankreichs Präsident Macron lehnt kategorisch jeden Gedanken an Nationalisierung ab und will nach eigenen Worten die Arbeiter „beruhigen“, das heißt vom Kampf abhalten. Ein neuer gesenkter Energiepreis wurde ArcelorMittal vom Staatskonzern Energie de France (EDF) angeboten – „natürlich“ ohne jegliche Gegenforderung, was die Arbeitsplätze betrifft! Aber optimal für den Konzern, um in einen ersten Elektroofen am Standort Dünkirchen für rund 1,2 Milliarden Euro zu investieren. Ansonsten macht Macron die „deloyale“ Konkurrenz aus Indien und China für die Probleme verantwortlich und fordert von der EU Importquoten und erhöhte Schutzzölle bei deren Überschreitung. Diese Protektionismuspolitik hat er sich wohl von Trump abgeguckt. Sie bietet keine Perspektive für die Beschäftigten und spielt verschiedene Konzerne und Länder gegeneinander aus.

Für die Arbeiter muss es hingegen heißen:

  • Die Konzernpläne zur Arbeitsplatzvernichtung müssen vom Tisch! Kampf um jeden Arbeitsplatz!
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit Neueinstellungen! 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!
  • Statt Opfer zu bringen für die kapitalistische Profitwirtschaft – internationale Arbeitersolidarität. Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!