Stahl
Durchregieren bei Thyssenkrupp - Teil 1
Eigentlich sollte es erst im September entschieden werden, doch der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp hat auf seiner Sitzung am 20. Juni den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Miguel Lopez um weitere fünf Jahre verlängert. Die Rote Fahne Redaktion bringt diese Korrespondenz in zwei Teilen:
Lopez gehört wohl zu den von den Kolleginnen und Kollegen meistgehassten Managern. In den vergangenen Tagen hatten viele dies mit fantasievollen Plakaten und Videos „Lopez not my King“ zum Ausdruck gebracht.
Der Beschluss wurde gegen eine Mehrheit der Vertreter der Beschäftigten im Aufsichtsrat durchgesetzt. Damit brüskierten Lopez und der ehemalige BDI-Präsident Siegfried Russwurm wiederholt die Vertreter der Beschäftigten im Aufsichtsrat. Und sie zeigen, dass die sogenannte „Sozialpartnerschaft“ nur eine Verschleierung ihrer alleinigen Verfügungsgewalt ist. Die Beschlüsse des Aufsichtsrats sind aber vor allem ein Warnsignal an die Konzernbelegschaften!
Das „Durchregieren“ des Vorstands signalisiert den Druck, unter dem der Konzern durch den knallharten Konkurrenzkampf auf dem Hintergrund der bislang längsten Weltwirtschafts- und Finanzkrise steht. Mit den fünf verschiedenen Sparten gleicht der Konzern einem in der stürmischen See des internationalen Wirtschaftskrieges relativ schwer zu manövrierenden Großtanker. Deshalb hat Lopez den Auftrag, den Konzern möglichst schnell so umzubauen, dass sich die fünf Sparten als selbständige, flexible Einheiten in den Stürmen des Wirtschaftskrieges behaupten können und den Aktionären Maximalprofite garantieren.
Die geplante Zerschlagung des Thyssenkrupp-Konzerns und seine Umwandlung in eine Finanz-Holding bedrohen rund 20.000 Arbeitsplätze, so die Einschätzung des zweiten Vorsitzenden der IG Metall und stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, Jürgen Kerner.
Ausgliederung von Marine Systems
Bei der Aufsichtsratssitzung kündigte Lopez gleichzeitig an, dass er die Sparte „Thyssenkrupp Marine Systems“ (TKMS) bis zum Jahresende an die Börse bringen will. Marine Systems ist weltweit führend im Bau nichtnuklearer U-Boote. Aufgrund der steigenden Rüstungsaufträge muss TKMS seine Produktionsanlagen erweitern und braucht dazu dringend Kapital. Um von den zu erwartenden sprudelnden Rüstungsprofiten einen möglichst großen Anteil abzubekommen, soll „TKMS weiterhin voll konsolidiert“, d. h. in der Konzernbilanz aufgeführt werden.
Teil 2 wird in den nächsten Tagen veröffentlicht!