Rebellisches Musikfestival
Drei Tage Antifaschismus, Solidarität, Freundschaft: So geht fortschrittliche Kultur
Nun sind sie vorbei, die drei Tage Rebellisches Musikfestival.
Drei Tage voller Solidarität, Völkerfreundschaft, fortschrittlicher Kultur, mitreißender Bands und fortschrittlicher Politik. Zwar auch drei Tage, die immer wieder Regenschauer brachten und das Festivalgelände teilweise in einen Acker verwandelten, auch andere Festivals waren von diesem Wetter betroffen, aber in dieser Situation zeigte sich der besondere Charakter des Rebellischen Musikfestivals. Alle packten mit an und alles wurde so hergerichtet, dass das Festival weiter stattfinden konnte. Und keiner fuhr freiwillig nach Hause.
Er oder sie hätte auch etwas verpasst: eine kämpferische Zukunftsdemo mit dem Titel „Solidarität mit Gaza! Kein Fußbreit dem Faschismus! Für eine sozialistische Jugendbewegung! Komm zum 6. Rebellischen Musikfestival!". Acht Programmpunkte: „Arbeiter on Stage!“, „Rettet die Umwelt!“, „Zehn Jahre Kobanê-Brigaden“, „Gaza soll leben! Hoch die internationale Solidarität!“, „Powerfrauen!“, „Nicht unsere Kriege – internationalistisch, antimilitaristisch!", „Antifa on Stage“ und „Revolution on Stage“. 33 Bands und Künstler, eine bunte Mischung von Newcomern bis hin zu erstklassigen Acts – von Hip-Hop über Punk, Weltmusik bis hin zu Hardcore war alles geboten. Momente, wie der, als Monika Gärtner-Engel, Hauptkoordinatorin der ICOR und Co-Vorsitzende der United Front, das Festival darüber abstimmen ließ, dass die Solidaritäts- und Hilfsorganisation Solidarität International die Bundesregierung wegen Beihilfe zu Kriegsverbrechen anklagen wird, oder als sich ein Teil der 177 Brigadistinnen und Brigadisten der Internationalen Brigaden, die die Geburtsklinik in Kobanê / Rojava aufgebaut hatten, auf der Bühne versammelten und der Geist dieser Solidarität den nächsten Einsatz von Brigadistinnen und Brigadisten für ein Krankenhaus im Gazastreifen ergriff, für den man sich an diesem Abend auch bewerben konnte. Jeder, der das miterleben konnte, wird es noch lange als besondere Erinnerung mit sich tragen.
Und auch der letzte Tag war noch einmal etwas ganz Besonderes.
Zu Beginn des Abends wählte das Publikum die mit Spannung erwarteten Sieger des rebellischen Songcontests: Die Heilbronner Rebellen mit ihrem Lied „Ich tanze auf Scherben“ gewannen. Den zweiten Platz machten die „Sturmvögel“ aus Rostock und Dritter wurde Dario mit seinem Song über faschistische und reaktionäre Influencer.
Der Auftritt der italienischen Band Nuju war dann der nächste. Die Band gehört von der ersten Minute an zum Festival und ist immer wieder ein von den Besucherinnen und Besuchern erwarteter Höhepunkt. Wie immer rasant, mit einer außergewöhnlichen Bühnenshow, treibenden Rhythmen und einem flotten Tempo, führte die Band das Publikum durch ihren Slot. Die Truppe aus der Reggio Emilia begeisterte von der ersten bis zur letzten Minute und bekam einen Extraapplaus für ihren Einsatz: Einige der Bandmitglieder mussten heute wieder in ihrem Brotberuf als Lehrer vor ihren Klassen stehen, weshalb die Band noch in derselben Nacht zurück nach Italien fliegen musste. Chapeau!
Ebenfalls lang erwartet waren die Freiheitslieder von Grup Yorum. Im Vorfeld von der Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge kriminalisiert, ließ es sich die weltberühmte türkische Band nicht nehmen, der Sehnsucht nach Freiheit, Demokratie und Sozialismus Ausdruck zu verleihen. Der eine oder andere Gänsehautmoment folgte in der untergehenden Sonne über dem Revierpark in Nienhausen. Beim Auftritt von Gehörwäsche danach brachen alle Dämme. Zu Hits wie „Kommunist“ oder „Ich will Lieder, die mein Herz berühren“ tanzte der rammevolle Platz vor der Bühne ausgelassen mit. Ein echtes Heimspiel für die eigentlich in Köln beheimatete Band, die diesmal Unterstützung von „Los Pueblos“ aus dem Rhein-Main-Gebiet bekam. Danach kam Stefan Engel mit der Band „REVOLUTIONÄRER WEG“ und begeisterte das Festival mit seinem Lied „Mensch sein“. Bei Skaboum ging dann noch einmal der Punk vor der Bühne ab. Ska, wie er sein muss: rasant, mit viel Bläsereinsatz und guten, fortschrittlichen Texten. Die Band hat eine echte Weiterentwicklung hingelegt und zeigte sich sichtlich stolz darüber, das Festival beenden zu dürfen. Mit DJ Biji ging das Festival dann zum Schluss fröhlich, nass und begeistert zu Ende.
Eine Wehrmutstropfen bleibt aber leider: 2000 Euro Miese! Deshalb: Wer nicht teilnehmen konnte, oder gerade deshalb, weil es so schön war, findet, dass dieses Festival auf jeden Fall unterstützt gehört, der darf sich gerne überlegen, ob er oder sie dafür nochmal ins Portemonnaie greifen möchte, damit das Festivalteam nicht im Minus aus dieser Veranstaltung herausgeht. Hier kann gespendet werden. Jetzt heißt es, mit neuem Kampfesmut und gestärkt, mit Freude und viel neuem Optimismus wieder in die täglichen Kämpfe zu gehen. Wir freuen uns schon auf das nächste Rebellische Musikfestival.