Leserbrief zu Artikel in Rote Fahne 12/25
Die Sozialismus-Vorstellungen der Linkspartei
Im Rote-Fahne-Magazin 12/2025 erschien ein Artikel von Anna Schmit, Vorsitzende des Jugendverbands REBELL, über Sozialismus-Vorstellungen führender Vertreter und Vertreterinnen der Linkspartei. Rote Fahne News dokumentiert einen Leserbrief zu diesem Artikel.
Liebe Anna, herzlichen Dank für deinen Artikel zu Sozialismus-Vorstellungen von führenden Vertreterinnen der Linkspartei. Ich könnte sie noch ergänzen. So bekannte sich Heidi Reichinnek in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am 8.6.25 zur Abschaffung des Kapitalismus. Sie will den „demokratischen Sozialismus“ und „Deswegen kämpfen wir für Umverteilung von Reichtum. Wir wollen Steuergerechtigkeit.“
Ähnliche Vorstellungen in der SPD kritisierte schon Karl Marx 1875 in seiner „Kritik des Gothaer Programms“. Er legte dar, dass die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums (Distribution der Konsumtionsmittel) abhängig ist von der kapitalistischen Produktionsweise. Solange es eine Ausbeutung der Arbeiter durch die Kapitalisten gibt, kann auch die Verteilung der Konsumtionsmittel nur entsprechend den kapitalistischen Eigentumsverhältnissen erfolgen. „Der Vulgärsozialismus (und von ihm wieder ein Teil der Demokratie) hat es von den bürgerlichen Ökonomen überkommen, die Distribution als von der Produktionsweise unabhängig zu betrachten und zu behandeln, daher den Sozialismus hauptsächlich als um die Distribution sich drehend darzustellen.“ (MEAS Bd 2, S. 18)
Wie sollen die Reichtümer, die die Arbeiterklasse geschaffen hat, gerecht an sie verteilt werden, wenn die Ausbeuter nicht enteignet werden – im Sozialismus? Ganz so ernst meint es Heidi Reichinnek doch nicht mit der Abschaffung des Kapitalismus, wenn sie bei ihrem Steuermodell meint: „Reiche wäre bei einer solchen Besteuerung immer noch reich.“ Trotzdem, ich finde es gut, dass Heidi Reichinnek die Frage nach dem Sozialismus aufwirft. Wir sollten sie und die Linkspartei einladen, in eine solidarische Diskussion mit uns über den Sozialismus einzusteigen.