Kapitalistische Pressefreiheit

Kapitalistische Pressefreiheit

Wie Nvidia Journalisten unter Druck setzt

Die Pressefreiheit gilt in der bürgerlichen Gesellschaft als hohes Gut und Garant der Demokratie - leider ist sie im Kapitalismus aber keineswegs bedingungslos. Neben den Einschränkungen, die die Verlage und Medienzaren ihren Journalisten machen, üben besonders Monopolkonzerne gerne Druck aus, um den Journalismus als Werbefläche zu missbrauchen. Nvidia gibt hierfür aktuell ein Musterbeispiel.

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Grafikkarten braucht jeder Computer für die Darstellung von Informationen auf dem Bildschirm: Bildern, Videos und dergleichen mehr. Besonders leistungsfähige Grafikkarten braucht man für moderne Computer-Spiele, aber auch KI-Funktionen. Ab Mitte Mai tauchten die ersten Testberichte zu Nvidias neuer Grafikkarte, der Geforce RTX 5060, im Internet und in Fachmagazinen auf. Wie sich allerdings herausstellte, waren alle diese Berichte keinesfalls neutral - Nvidia hatte den Testern die für ihre Berichte benötigten Grafikarten vorab nur unter vielen Bedingungen zur Verfügung gestellt. Ein uneingeschränkter Test war völlig unmöglich.

Hanebüchene Bedingungen

Dabei hatte Nvidia nicht nur von den Testern vertraglich verlangt, dass die neue Grafikkarte nur mit zwei anderen Karten verglichen werden darf, und zwar den ebenfalls von Nvidia stammenden RTX 3060 und RTX 2060. Der direkte Vorgänger der aktuellen Karte, die RTX 4060, dürfte nicht verglichen werden - wohl, damit nicht der Eindruck entsteht, dass sich ein Upgrade für die Besitzer dieser bislang neuesten Karte der Serie nicht lohne. Außerdem dürfte nur die Variante der aktuellen Karte mit 16 GB RAM getestet werden, obwohl es auch eine Variante mit 8 GB RAM gibt.

 

Aber auch die Bedingungen, unter denen der Testlauf stattfand, waren streng vorgegeben. Nur in fünf Spielen (Avowed, Doom: The Dark Ages, Marvel Rivals, Cyberpunk 2077 und Hogwarts Legacy) dürften Benchmarks (Vergleich der Rechenleistung oder anderer Leistungswerte) durchgeführt werden. Und die Auflösung und Grafikeinstellungen wurden von Nvidia fest vorgegeben. So konnte die RTX 5060 sogenanntes vierfaches Multiframegeneration nutzen. Das bedeutet, dass für jedes berechnete Bild zusätzlich drei Bilder per KI generiert werden. So kommt die RTX 5060 auf mehr Bilder pro Sekunde - und die beiden anderen Karten, mit denen die Tester vergleichen dürften, haben dieses Feature nicht einmal.

Friss oder stirb

Kurz gefasst, Nvidia hat den Test so manipuliert, dass ihr neues Produkt bestmöglich dastehen würde. Um jedes Missverständnis auszuschließen, steht in der Vereinbarung sogar ziemlich wörtlich, dass jede Berichterstattung auf Grundlage der vorab zur Verfügung gestellten Hardware nur positiv für Nvidia ausfallen darf. Wer das Spielchen nicht mit spielte, der bekam von Nvidia keine Grafikkarte zu Testzwecken vor der Produktveröffentlichung und hatte damit einen klaren Nachteil gegenüber allen Redaktionen und Influencern, die sich auf den Nvidia-Deal eingelassen hatten. Freiwillig, natürlich! Das ist dann die Pressefreiheit.