Merz besucht Trump
Fragwürdige Komplimente
Nach dem Eklat bei dem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Oleksandrowytsch Selenskyj munkelte es im deutschen Pressewald, der Besuch von Bundeskanzler Friedrich (dem Zweitgewählten) Merz bei dem faschistischen US-Präsidenten Donald J. Trump könne ebenso in einem Eklat enden. Das hat sich als völlig unbegründet erwiesen. Fast möchte man fragen: Warum hätte es dazu eigentlich kommen sollen?
Sicher, Merz und Trump teilen nicht alle Interessen - der eine vertritt die US-Monopole, der andere die deutschen und, Kraft eigener Arroganz, die europäischen Monopole - aber in ihrer Art sind sie nicht so verschieden, wie es die Eitelkeit mancher Europäer gegenüber dem US-Rowdytum gerne sehen würde. Trump, der Faschist, geht in jeder Frage weiter als Merz - dem Grad der Menschenverachtung im Umgang mit Flüchtlingen, der Missachtung der in der bürgerlichen Demokratie als so hohes Ideal verklärten Gerichtsbarkeit und auch der Zurschaustellung militärischer Gewaltbereitschaft. Aber es gibt Schnittmengen, mindestens Berührungspunkte zwischen dem faschistischen US-Präsidenten und dem Kanzler der reaktionären Wende in Deutschland.
Beide brechen ihr jeweiliges Recht und Gesetz enthusiastisch, wenn es zum Beispiel um die Deportation von Flüchtlingen geht, und beide rüsten für den Weltkrieg, auch wenn sie sich nicht über den Hauptgegner einig sind. Immerhin: Man habe doch mehr gemein, als die jeweiligen Gegner, gegen die deswegen der Schulterschluss zu üben sei. Ob Trump deswegen auch nur den kleinsten Abstrich bei der Durchsetzung der Interessen der US-Monopole auch gegenüber den Europäern machen wird, bleibt abzuwarten. Trump selbst gab sich unverbindlich: „Wir werden hoffentlich zu einem Handelsabkommen kommen“, sagte Trump. „Ich bin mit den Zöllen auch zufrieden, oder wir machen ein Handelsabkommen“.
Kleine Aufmerksamkeiten fördern die Freundschaft
Wenn man den Termin im Oval Office genauer ansieht wird auch klar, dass Merz die Hackordnung des Gastgebers respektiert. Er redet wenig, er redet leise, er überlässt Trump seine Bühne. Dessen Ego leidet ohnehin unter dem heftigen Zwist mit Elon Musk, der in den US-Medien den Merz-Besuch beinahe überlagert. Vergessen augenscheinlich, dass der faschistische US-Präsident und seine Regierungs-Clique zu den vorgezogenen Bundestagswahlen noch offen die AfD unterstützt und deren Einordnung als "erwiesen rechtsextrem" durch den Inlandsgeheimdienst als "Tyrannei" verurteilt haben - Merz erwähnte es mit keinem Wort.
Stattdessen hatte Merz auch eine kleine Gabe dabei: Die Geburtsurkunde von Trumps deutschem Großvater. Als wäre nun gerade Trumps Abstammung eine Sache, der sich Deutschland rühmen sollte - oder würde. Dafür durfte Merz im exklusiven Gästehaus der US-Regierung übernachten. Bei einer Pressekonferenz sagte Trump schließlich: „Ich bin nicht jedermanns Freund“, dann lächelte er halb und gestikulierte zu Merz. „Ich bin mit Ihnen befreundet“. Merz schmunzelte. Und ich dachte mir: Zeige mir Deine Freunde und ich sage Dir, wer Du bist.
Das Resumé des Bundeskanzlers passt durchaus zu seinem Besuch: „Ich kann das nur nochmal zusammenfassend sagen: Ich bin mit dem Besuch außerordentlich zufrieden. Die Tatsache, dass die amerikanische Regierung, der amerikanische Präsident mich persönlich eingeladen hat, in seinem Gästehaus zu übernachten, ist auch ein Beispiel dafür gewesen, dass er ein gutes Gespräch haben wollte.“ Wenig gehaltvoll, aber dafür schmeichlerisch.