Verhasster Präsident Vucic
Massenproteste in Serbien: Neuwahlen als entscheidender Wendepunkt?
Am 1. Juni demonstrierten in über 30 Städten Serbiens wieder tausende Menschen. Ihre zentrale Forderung: vorgezogene Wahlen. Die Demonstrationen waren von Studierenden geprägt.
Nach wie vor sind praktisch alle Universitäten besetzt, immer wieder wird mutig zu Demonstrationen und Straßenblockaden aufgerufen. Die sportbegeisterten Serben lassen sich auch immer etwas Neues einfallen, wie mit dem Fahrrad nach Brüssel zu fahren, dabei in verschiedenen Ländern über die Proteste in Serbien zu berichten und die serbische Diaspora zusammenzubringen.
Immer mehr Menschen aus allen Bevölkerungsschichten schließen sich an. Die EU gerät mehr und mehr in die Kritik. Es ist nur verständlich, dass die Protestierenden nach Lösungen suchen, um den verhassten Präsidenten Vucic loszuwerden. Vielleicht würde das durch Neuwahlen erreicht - aber wie geht es dann weiter? Darüber findet ein wichtiger Diskussionsprozess in der Bewegung statt.
Am 24. Mai fand auf dem Stadtplatz in Šabac (Stadt zwischen Loznica und Belgrad) ein Studentenprotest statt, bei dem Bürger, Umweltaktivisten, Professoren und Studenten ein Ende der Korruption, institutionelle Verantwortung und Neuwahlen forderten. Die Versammelten sendeten eine klare Botschaft aus, dass sie Angst, Gewalt und die Zerstörung natürlicher Ressourcen nicht dulden. Eine der Reden hielt Zlatko Kokanović von der Initiative „Ne damo Jadar", die seit langer Zeit die Proteste gegen den Lithium-Abbau durch Rio Tinto in Serbien organisieren. „Hier gibt es Jugend, Zukunft, Empathie und Solidarität", sagte er und wies darauf hin, dass die Regierung auf der Gegenseite stehe.
In Bezug auf Umweltbedrohungen betonte ein Professor, dass die Menschen zu einem Experiment in den Händen mächtiger Unternehmen und Behörden geworden seien. „Für Rio Tinto und die Behörden sind wir ein Experiment an Menschen und der Natur".
Die Proteste gehen weiter. Für den 10. Juni sind neue Demonstrationen und Kundgebungen angekündigt. Es ist sehr wichtig, dass die Rebellion und die Entschlossenheit der Menschen für ein würdigeres und gerechteres Leben zu kämpfen, wächst. Die Notwendigkeit der Diskussion über die Perspektive des echten Sozialismus und die Aufarbeitung des Verrats am Sozialismus u.a. durch Tito in den frühen 1950er Jahren wächst ebenfalls.
Kurzer Film auf Arte zu den Umweltverbrechen und stolzen Bauern