Pornografie und Prostitution online
Sex Sells: „Onlyfans“ soll verkauft werden
Es soll um 8 Milliarden US-Dollar gehen: Reuters berichtet über Gespräche zwischen dem Londoner Betreiberunternehmen von „Onlyfans“, Fenix International Limited, und einer von der US-Investmentfirma Forest Road Company mit Sitz in Los Angeles angeführten Investorengruppe. Auf „Onlyfans" können sogenannte „Creator“ ihrem Publikum gegen Geld meist pornografische Inhalte verkaufen. Aber es kann noch weiter gehen …
Die bereits 2016 gegründete Plattform erlebte den Durchbruch während der Corona-Pandemie, vor allem in den USA. „Onlyfans" hat aktuell rund 3,5 Millionen aktive „Creator“, die zu 84 Prozent weiblich sind, während die reinen Fan-Accounts (von denen es 2023 ca. 305 Millionen gab) zu 78,9 Prozent Männern gehören. Es sind also in der großen Mehrheit Frauen, die einem in der großen Mehrheit aus Männern bestehenden Publikum ihren „Content“ anbieten. Wenn man dem gegenüberstellt, dass es in Deutschland nach den allerhöchsten Schätzungen maximal 400 000 Prostituierte beiderlei Geschlechts gibt, wird klar, welchen quantitativen Sprung „Onlyfans“ bedeutet.
Wer profitiert wirklich?
Diesen jungen Frauen macht die Plattform mit einzelnen Erfolgsgeschichten Hoffnung auf leichtes, schnelles Geld. Viel Geld. Prominente Personen nehmen auf „Onlyfans" bis zu zweistellige Millionenbeträge im Monat ein – mit solchen Aussichten lockt man junge Menschen in die Falle. Dabei verdient die durchschnittliche „Creator“in nur zwischen 150 und 180 US-Dollar im Monat! Weil das Einkommen so ungleich verteilt ist, werden die meisten in der Realität also noch deutlich weniger verdienen. Für die Investoren aber lohnt sich das schmutzige Geschäft in jedem Fall: 2023 machte das Unternehmen einen Umsatz von 6,63 Milliarden US-Dollar. Forest Road denkt zusätzlich über einen Börsengang nach. „Onlyfans" ist eines von nur wenigen Internet-Unternehmen ohne App. Der Grund ist einfach: Die Profite wollte man nicht über die damit verbundenen Gebühren mit Apple und Google teilen.
Das Unternehmen vermarktet sich als „Entertainment“ mit Inhalten für Erwachsene und operiert bislang auch ungestraft in Gebieten, in denen die Prostitution verboten ist – tatsächlich interagieren die „Creator“innen aber mit ihren Kunden, und das geht so weit, dass einige ihren Kunden auch anbieten, mit ihnen zu schlafen. Das wirft schon die Frage auf, was „Onlyfans" von einem Bordell unterscheidet, außer, dass alles über die Internetplattform organisiert wird. Da ist es nur logisch, dass „Onlyfans"-CEO Keily Blair, ursprünglich eine Anwältin aus Dublin, dem Wall Street Journal in der letzten Woche gegenüber „Regulation“ als die größte Gefahr für Internet-Unternehmen bezeichnet.
Im Kielwasser des Sexismus
Zur gesellschaftlichen Diskussion um Unternehmen wie ihres sagte Blair „Ich denke, dass es für eine Gesellschaft unglaublich wichtig ist, besser und offener über Sexualität zu sprechen (...) die Realität ist, dass Sexualität ein Teil der menschlichen Erfahrung ist.“¹ – das ist natürlich richtig, sie tut hier aber so, als leiste „Onlyfans“ dazu einen Beitrag.
Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur
Dieses Buch führt die kritische Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Kultur in all ihren Facetten.
202 Seiten
19 €
„Onlyfans“ will die Kommerzialisierung der Sexualität weiter normalisieren – im Kapitalismus wird alles zur Ware. „Besonderer Ausdruck der gesellschaftlichen Dekadenz des Sexismus ist die weitgehende Legalisierung von Pornografie und Prostitution“ heißt es im Buch „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur“, und weiter „Prostituierte als ‚Sexarbeiterinnen‘ zu deklarieren, erweckt das Bild eines völlig normalen Berufs, der zu akzeptieren sei.“² Unternehmen wie „Onlyfans“ nutzen den in der bürgerlichen Gesellschaft verbreiteten Sexismus, um die Ausbeutung von Frauen und Mädchen zu rechtfertigen – sich den Wünschen ihrer „Kunden" unterzuordnen sei ihre freie Entscheidung.
Aber: „Sexismus und Pornografie sind keine ‚Privatsache‘, sondern Teil der Destruktivkräfte des imperialistischen Weltsystems. Dementsprechend müssen sie in der Strategie und Taktik der Arbeiterklasse mit ‚Nulltoleranz‘ bekämpft werden.“³ Dieser Kampf richtet sich gegen die Ausbeuter – und nicht deren Opfer, diejenigen, die sich von ihnen ausbeuten ließen.