Bonn
„Nach Hitler …“: Ausstellung im Haus der Geschichte - Gekonnt aufwendig – bewusst am Wesen vorbei
„NACH HITLER – Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“ - so heißt eine Ausstellung im Bonner „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“.
Die Ausstellung will sich bewusst nicht weltanschaulich und politisch mit der Aufarbeitung des Faschismus befassen, „sondern durch Objekte, die viele persönliche Geschichten erzählen. Rund 500 Objekte veranschaulichen, wie sich die verschiedenen Generationen mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt und miteinander gestritten haben." So Prof. Dr. Hanno Sowade, Kurator der Ausstellung. Daraus entstand ein museumstechnisch gekonnt inszeniertes Vielerlei von Zeitzeugenberichten, Interviews, Filmen, Gegenständen des Hitlerfaschismus, Dokumentationen der widersprüchlichen Aufarbeitung des Hitlerfaschismus in der BRD und auch in der DDR.
Es gibt bemerkenswerte Objekte, darunter: Wie die Alliierten unmittelbar nach dem Krieg eine ganze Kleinstadt-Bevölkerung zwangen, einen Film über die Gräuel der KZs anzusehen; Dokumentation der Auschwitz-Prozesse unter der Leitung des mutigen Staatsanwalts Fritz Bauer; Ausschnitte aus der Filmreihe „Holocaust“ 1979 und ihre Wirkung auf ca. 20 Millionen Menschen; Dokumentation der „Wehrmachtsausstellung“ 1995, die den Mythos der „sauberen Wehrmacht“ zerstört hat – wenn auch gegen heftigen Widerstand.
Für westdeutsche Besucher sicherlich neu ist die vielschichtige Dokumentation, wie in der DDR ernsthaft versucht wurde, den Faschismus allseitig bis auf seine Wurzeln auszurotten (siehe Foto). Hier werden Kommunisten als hauptsächliche Gegner und Opfer des Faschismus genannt.
Theoretische Erklärungen und Schlussfolgerungen lassen die Ausstellungsmacher bewusst weg. Zahllose Einzelheiten werden mit der positivistischen Methode willkürlich und verwirrend zusammengestellt. Das erzeugt Betroffenheit, aber auch Ratlosigkeit und Skepsis.
Von ihrem Wesen her ist die Ausstellung daher ein Musterbeispiel des bürgerlichen Antifaschismus auf der Grundlage des Antikommunismus: „Dieser heute vorherrschende reaktionäre bürgerliche Antifaschismus reduziert die faschistische Ideologie und Politik auf Rassismus, Antisemitismus und Vernichtung der Juden, um von ihrem bürgerlichen Klassencharakter abzulenken. Das ist eine Verfälschung der geschichtlichen Tatsachen; der Faschismus Adolf Hitlers hatte einen imperialistischen Charakter und war vor allem die aggressiv antikommunistische Antwort auf den sich ausbreitenden wissenschaftlichen Sozialismus und die Revolutionierung des proletarischen Klassenkampfs.“ (Stefan Engel, Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus, S. 168).
Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich, wenn man sie mit historischen Kenntnissen und antifaschistischen Überzeugungen besucht – und sie entsprechend vor- und nachbereitet.
Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Januar 2026 zu sehen. Der Eintritt ist frei.