Liebigschule Gießen
Jugendliche decken faschistische Abiturmottos auf
Der aktuelle Jahrgang 12 sammelte anonym auf einem Portal Vorschläge für Abimottos. Das nutzten noch unbekannte Täter für eine krasse Verharmlosung des Hitler-Faschismus und hatten damit erschreckenderweise gewissen Anklang: Die meisten Stimmen erhielt der Vorschlag "NSDABI – Verbrennt den Duden", ein offensichtliches Wortspiel mit der so genannten "Endlösung der Judenfrage". Das Abi-Komitee handelte, als ihnen das zur Kenntnis gelang.
Weitere Vorschläge waren "Abi macht frei" in Anlehnung an die Torlosung von Konzentrationslagern und ein anti-islamischer Hetzspruch: "Abi Akbar – Explosiv durchs Abi". Es gab auch harmlose Vorschläge, aber es ist bedenklich, dass ein erheblicher Teil der Stimmen - ob naiv oder bewusst - für die faschistoiden Sprüche abgegeben wurden.
In den letzten Jahren hat die Zahl faschistischer Straftaten an hessischen Schulen massiv zugenommen: 12 in 2022, 37 in 2023, dann 167 in 2024 und schon 31 in 2025 bis zum 20.3. Es ist offensichtlich, dass die Präventionsprogramme von Bund und Land hier nicht greifen. Mit ihrem abstrakten Begriff des "Extremismus" lenken sie von der weltanschaulichen Grundlage des Faschismus ab und stiften damit eher weitere Verwirrung, als aufzuklären. Tatsächlich braucht es eine solide schulische Bildung über diese Fragen und damit den wirklichen Charakter des Faschismus - genau dagegen aber leisten die Kultusministerien erbitterten Widerstand.
Jetzt zieht der Vorfall weitere Kreise. Die Landesschüler*innenvertretung Hessen nahm deutlich und begrüßenswert Stellung. "Solche Vorschläge sind keine schlechten Witze, sondern Ausdruck einer tief sitzenden Geschichtsvergessenheit und eines Mangels an demokratischer Bildung", sagte deren Landesschulsprecherin Nele Vogel. Der hessische Kultusminister Armin Schwarz (CDU) fordert jetzt eine "klare Haltung"; allerdings ermittelt die Polizei trotzdem nur wegen eines "Anfangsverdachts" der Volksverhetzung. Nicht das, was wir uns unter einer klaren Haltung gegen Antikommunismus, Faschismus, Rassismus und Antisemitismus vorstellen!
Nach Bekanntwerden der Vorfälle hatte das Abi-Komitee sofort den Zugang zum Portal gelöscht und Kontakt zur Schulleitung aufgenommen, die dann am Montag eine Stellungnahme abgegeben hatte: "Im Anschluss wurde der gesamte Jahrgang von der Schulleitung zusammengerufen, um den Vorfall in aller Deutlichkeit zu missbilligen und klar Stellung gegen diese demokratiefeindlichen Gedanken zu beziehen." Die Schulleitung dankte den Schülern, die von sich aus gehandelt und die Schulleitung informiert haben. Das Handeln der Schüler machte den Vorgang bekannt und damit haben sie gegenüber den Faschisten eine Grenze gezogen: Keine Toleranz für deren Hetze!