Krieg gegen die Natur
EU senkt den Schutzstatus für Wölfe
Am 8. Mai beschloss das EU-Parlament im Eilverfahren, den Schutzstatus von Wölfen von "Streng geschützt" auf "Geschützt" zu senken. Die neue Regelung muss in den einzelnen EU-Staaten noch in nationales Recht umgesetzt werden, doch das ist Formsache. Für die Wölfe mit tödlichen Folgen.
Treten in einem Gebiet Wolfsrisse bei Weide- und Nutztieren auf, dürfen die Wölfe bejagt werden. Anders gesagt: in dem betreffenden Gebiet ausgerottet. Der Schaden bei Weidetieren ist auch die Hauptbegründung für den Beschluss.¹ Wissenschaftliche Begründungen dafür: Fehlanzeige. Wie auch die Aussage des Umweltpolitischen Sprechers der CDU / CSU-Gruppe im EU-Parlament, Peter Liese: "Die Menschen haben Angst vor dem Wolf.".
Worauf gründet dieser Mann seine Qualifikation? Auf Grimms Märchen? Der EU-Abgeordnete der deutschen Tierschutzpartei, Sebastian Everding, kritisiert zu Recht: "Wir befinden uns im rasantesten Artensterben der Erdgeschichte und die EU hat ... nur das Töten einer streng geschützten Art als Antwort". Die EU verstößt gegen ihre eigene Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Der Schutzstatus einer Art kann gesenkt werden, wenn ein günstiger Erhaltungszustand erreicht ist.² Beim Wolf, wenn diese Art ihr gesamtes natürliches Verbreitungsgebiet dauerhaft besiedelt.
In Deutschland eignet sich ein Großteil des Landes dazu, aber weniger als ein Drittel ist vom Wolf bewohnt. Ein Abschuss von Wölfen nützt dem Herdenschutz wenig. Tote Wölfe lernen nichts mehr und geben keine Erfahrungen weiter. Zerstörte Rudelstrukturen und der Verlust erfahrener Wölfe führen zu mehr statt zu weniger Rissen. Geballert wird jetzt schon, aktuelles Recht hin oder her. Von 1000 tot gefundenen Wölfen trugen 14 Prozent Geschosse im Leib, die nicht zum Tode führten. Und wie viele wurden getötet und heimlich verscharrt?
Die Gefahr für Menschen wird stark aufgebauscht. Seit dem Jahr 1950 gab es neun Todesfälle von Menschen durch Wölfe. Alle Tiere waren an Tollwut erkrankt. Nicht ein Fall von Angriffen gesunder Wölfe auf Menschen ist bekannt.³ Im "Jägermagazin.de" tritt Isabelle Nyari für den Wolf als Teil unserer Kulturlandschaft ein. Und sie nennt entsprechend dem Naturschutzbund NABU das Hauptproblem. Nicht der Wolf, sondern der mangelnde Herdenschutz.⁴
Gefördert wird die Erstbeschaffung von Schutzzäunen, nicht deren arbeitsintensive Aufstellung und kostenintensive Instandhaltung. Bei Ausbildung und Haltung von Herdenschutzhunden gilt Ähnliches. So ging dem Land Niedersachsen schon im Herbst 2023 das Geld für Zuschüsse aus. Da ist es einfacher und billiger, ganz im Sinne rechter Meinungsmache, dem Wahlvolk Law and Order im Wald, auf Weide und Wiese mit der Knarre in der Hand zu versprechen.