Medienmanipulation im Gaza-Krieg

Medienmanipulation im Gaza-Krieg

Die „Bild Zeitung" - Werkzeug und Helfer für die faschistische Politik von Netanjahu

Lange Zeit las oder sah man in den bürgerlichen Medien nur wenig über den menschenverachtenden Krieg, den das imperialistische Israel gegen die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen führt. In den letzten Wochen hat sich das unter dem Druck der weltweiten Protestbewegung gegen Netanjahu und der immer mehr anwachsenden Solidarität mit den Palästinenserinnen und Palästinensern geändert.

Von kg
Die „Bild Zeitung" - Werkzeug und Helfer für die faschistische Politik von Netanjahu
Foto: shutterstock_2552453371

Kritische Berichte werden mehr, auch unter den Medienschaffenden wachsen die Widersprüche zur israelischen Staatsführung und zur Nibelungetreue der deutschen Bundesregierungen - der alten wie der neuen. Ein großer Teil der bürgerlichen Berichterstattung stellt sich nach wie vor auf die Seite des israelischen Imperialismus und Kritik daran als "Antisemitismus". 

 

Ein interessanter Bericht im Magazin Panorama beleuchtet die Rolle der Bildzeitung. Im September 2024 gehen auch in Israel mehrere hunderttausend Menschen in vielen Städten gegen die Politik Netanjahus auf die Straße, so viele, wie nie seit Kriegsbeginn. Die Gewerkschaften rufen zum Generalstreik auf, er dauert einen Tag, dann wird er verboten. Der Auslöser: Bei einem Angriff zur angeblichen Geiselbefreiung werden sechs Geiseln von der Hamas erschossen, als das Militär dem Versteck näher kommt. Netanjahus Propaganda, die Geiseln seien nur durch Gewalt zu befreien, scheitert. Die Massen fordern Verhandlungen zur Befreiung der Geiseln und das Ende des Krieges, die Stimmung droht zu kippen – Netanjahu steht unter starkem Druck.

 

Medienmanipulation sitzt immer mit am Kriegstisch. Die psychologische Kriegsführung beommt jetzt große Bedeutung. Wie kann Netanjahu in dieser Situation seine Politik weiterführen? Mit einer gezielten Lüge, veröffentlicht ausgerechnet durch die deutschen Bildzeitung. Darüber berichtet jetzt das Magazin Panorama. Nachdem sich israelische Zeitungen geweigert hatten, das Dokument zu veröffentlichen, bringt Bild am 6. November 2024 die Schlagzeile: „Das plant der Hamas-Chef mit den Geiseln" - Exklusive Informationen aus dem Innern der Hamas".

 

Die Bildzeitung bezog sich auf das „geheime" Dokument eines Hamas-Mitglieds, das israelische Militärs schon vor längerem erbeutet hatten. Dieses Papier wird gezielt von Netanjahus Militärsprecher Edi Feldstein über einen Vertrauten an die Bildzeitung weitergereicht. Der Inhalt: Ein schnelles Kriegsende sei der Hamas egal, Verhandeln lohne nicht, die Israeli sollen gegen die eigene Regierung aufgebracht werden.

 

Dass aus dem Dokument auch hervorgeht, dass die Hamas zu Verhandlungen bereit ist und einen längeren Waffenstillstand anstrebt, wird bewusst verschwiegen. Die Bildzeitung macht sich zum wissentlichen Helfer einer faschistischen Regierung!

 

Im israelischen Fernsehen lobt Netanjahu die Bildzeitung und bringt mit der Veröffentlichung die Menschen wieder in Zweifel, lässt den Widerstand zunächst erlahmen. Aber gegen Feldstein und einen Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes wird vom zuständigen Haftrichter Anklage erhoben, weil die Weitergabe der geheimen Informationen dem Kriegsziel geschadet habe, die Geiseln zu retten. Die Widersprüche zu Netanjahus Politik entwickeln sich in Israel auf den verschiedenen Ebenen.

 

Wo die Bildzeitung steht, wertet der Journalist Stefan Niggemeier bereits aus: Die gedruckte Bildzeitung berichtete bis Dezember 23 nur ein einziges Mal über zivile Opfer, obwohl es zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 20.000 Tote auf palästinensischer Seite gab. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat jetzt auf Telegram angekündigt "Wir werden die Kontrolle im gesamten Territorium des Gazastreifens übernehmen". Das mag sein Plan sein, aber sein Kriegskurs wird sich auf Dauer nicht durchsetzen können, denn „jede Manipulation scheitert früher oder später an der Wirklichkeit und dem gewachsenen Bewusstsein" (Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur, S. 170)

 

Hoch die internationale Solidarität! Free Palestine!

 

Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur

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Der Kampf um die Meinungshoheit in den sozialen Medien ist längst entbrannt. Wer dort Informationen sucht, weil er den bürgerlichen Medien nicht mehr vertraut, kommt vom Regen in die Traufe. Obwohl die digitalen Medien große Möglichkeiten bieten, tummeln sich heute auf TikTok, Insta und Co Geheimdienste und Regierungsstellen aller Art, um die Denkweise der Massen im Sinne der herrschenden Monopole zu beeinflussen. So berichten viele Nutzer, dass z.B. auf Instagram Inhalte die Palästina betreffen systematisch zensiert werden. „Bei TikTok kategorisieren Moderatoren in Berlin, Barcelona und Peking pro Schicht 1000 Tickets für deutschsprachige Videos. Sie können Videos löschen, aber auch als "not for feed" einstufen, so dass das Video nicht mehr im algorithmisch kuratierten (mit Hilfe von Rechenverfahren ausgewählen d. Verf.) Newsfeed auftaucht, den die Nutzer beim Öffnen der App sehen. ...Videos von Protesten werden häufig sogar gelöscht. Andere Videos werden dagegen „featured", also von der Marketingabteilung gepuscht."

Das Zitat stammt aus der Reihe Revolutionärer Weg 39 „Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur" (S. 173). Das lesenswerte Kapitel befasst sich mit der Lebenslüge der „freien Medien".