Nachlese zum Fordstreik

Nachlese zum Fordstreik

Zeitenwende beim Verteilen vor den Toren!

Schon öfter habe ich die MLPD beim Verteilen von Flyern oder dem Verkauf der Roten Fahne bei Ford Köln unterstützt. Diesmal, beim Streik, war etwas ganz anders: Wir wurden kameradschaftlich von Kollegen und Betriebsräten begrüßt!

Am Anfang ging ich zu dem für die Streikposten am Tor verantwortlichen Bereichsbetriebsrat, stellte mich vor und gratulierte ihm zu der guten Organisation der Streikposten; das Tor war dicht. Er kannte natürlich schon die Erklärung unserer Kreisleitung "Gratulation zum klaren Votum für den Streik! MLPD steht hinter Eurem Kampf um jeden Arbeitsplatz!

 

In einem längeren Gespräch erklärte er: Es darf nicht nur um den Sozialtarifvertrag, sondern es muss vor allem um den Erhalt der Arbeitsplätze gehen! Wir waren uns einig: Wenn wir jetzt die Vernichtung von 2900 Arbeitsplätzen schlucken, sieht der Vorstand das als Freifahrtschein an, um noch mehr und immer mehr Arbeitsplätze, vielleicht sogar das ganze Werk, kaputtzumachen. So sahen es auch viele Kollegen.

 

Die MLPD hat ein hohes Ansehen unter den Kolleginnen und Kollegen. Im Verlauf des Vormittags trudelten zwei Trotzkisten mit einem Flugblatt ein. Einer blieb abseits stehen. Der andere schlich um die Kollegen herum, sprach nicht mit ihnen und verteilte sein Blatt. 

 

Und noch eine Kleinigkeit: Außer den IGM-Organisatoren waren wir beide von der MLPD die einzigen, die mehrere Stunden in der heiße Sonne vor Ort blieben; mehrere Male kamen die Betriebsräte zu uns und boten uns Wasserflaschen an.

 

In den Gesprächen mit den Kollegen fingen wir immer mit Fragen an: Wie stehst du zu dem Streik – wie soll es weitergehen – wie kann der Kampf ausgeweitet werden? Aus ihren Antworten ergaben sich interessante Diskussionen. Viele blieben zunächst dabei stehen: Das Ford-Management hat die Schuld an dem Desaster, die Chinesen sind besser; anstatt eines billigen Elektro-Fiesta bauen wir teure unverkaufbare Limousinen …

 

Jetzt wurde es spannend. Wir fragten: Was soll denn die Lösung sein – es gibt doch eine weltweite Vernichtungsschlacht im Kampf um den Automobilmarkt! Das ist Kapitalismus – ein Konkurrent versucht den anderen platt zu machen! Was bis zum Krieg führt! Und die Opfer sind immer wir Arbeiter! Da waren wir uns oft einig, dass die Arbeiter international zusammenhalten müssen. Aber die Alternative dazu – Sozialismus? Da gab es noch viele nachdenkliche Fragezeichen. Wie soll das gehen, wie soll das organisiert werden, ohne Überproduktion, ohne Krise, ohne neue alte Chefs … Hier braucht es noch viele konkrete Antworten, aber: Die Diskussion darüber hat begonnen!