Ford Köln
Super Auftakt! – Jetzt muss der Kampf ausgebaut werden!
Der folgende Artikel erschien in der Extra-Ausgabe des „Scheinwerfer“, der Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Ford Köln, Saarlouis und angegliederten Betrieben. Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert:
Wir haben am Mittwoch bewiesen, dass die Belegschaft streiken kann! Alle Tore waren besetzt, viele waren bei den Blockaden. Es wurde Musik gemacht, getanzt, gegrillt, gespielt und nicht zuletzt intensiv diskutiert: Wie muss das hier weitergehen!?
Der 24-Stunden-Streik kann nur ein Anfang sein! Damit Ford von den Kahlschlagsplänen abrückt, müssen wir jetzt den Druck erhöhen! Der "Scheinwerfer" schlägt vor: Unbefristeter Streik in allen Werksteilen, bis die Vorstandspläne vom Tisch sind!
Was hat dieser eine Tag bereits bewegt:
Die Geschäftsleitung ist sichtlich nervös und hat noch am Dienstag um ein Gespräch gebeten. Im ganzen Werk wurde kein Teil produziert, kein Auto zusammengebaut, kein Ersatzteil ausgeliefert, kein Produkt entwickelt. Alleine die Ersatzteilauslieferung macht täglich 3 Millionen Euro Gewinn. Der Streik trifft Ford empfindlich. Aber nicht nur wirtschaftlich. Ford will nicht, dass wir unsere Kraft erkennen. Aber die haben wir im Streik gespürt. Wir lassen uns nicht über den Tisch ziehen! Unser Streik wurde in ganz Deutschland und in den USA beachtet. Alle Nachrichten berichten. Die Solidarität war riesig: Besuche unter anderem von Ford Saarlouis, VW Kassel und Braunschweig, Daimler Düsseldorf, ThyssenKrupp Duisburg, Ver.di und viele mehr. Sogar eine Grußbotschaft aus Indien! Hier entwickelt sich was Wichtiges, Neues. Seit letztem Herbst gingen die Konzerne zum Generalangriff auf die Arbeiter über. Gemeinsam kämpfen ist unsere Antwort. Als Arbeiterklasse denken und das gemeinsam zurückschlagen! Aber auch die Solidarität der Bevölkerung war klasse! Viele Besucher an den Toren, ehemalige Fordler, Familien, Organisationen, Veteranen des Streiks von 1973. Der Solikreis, der sich letztes Jahr zu unserer Unterstützung gegründet hatte, war von morgens bis nachmittags mit Kaffee und Kuchen dabei. Vielen Dank dafür!
Der Tag war ein Training für den Kampf, die Solidarität und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Gestärkt gehen wir in die nächste Runde im Kampf um unsere Arbeitsplätze!
Direkt eine Schippe drauflegen.
Erste Stimmungsbilder zeigen: Sehr viele sind für Ausweitung des Streiks auf drei oder fünf Tage, und die meisten davon auch bereit für einen unbefristeten Vollstreik. Viele wollen sich aktiv an der Vorbereitung und Streikorganisation beteiligen. Jetzt sind wir am Zug. Wir haben als IG-Metall-Mitglieder gezeigt: Wir wollen den Streik und ihn jetzt auch konsequent weiterführen und ausweiten! Lasst uns den nächsten Schritt zum gewerkschaftlichen, unbefristeten Vollstreik machen. Die Streikkassen der IG Metall sind voll und für solche Fälle vorgesehen. Die Entscheidung darüber müssen wir als Belegschaft treffen, nicht alleine die Tarifkommission! Erstellt Stimmungsbilder, beratet das in den Vertrauenskörper-Gremien.
Wofür kämpfen wir?
Natürlich schauen viele, ob es was Neues aus den Verhandlungen gibt. Forderungen im Rahmen des Sozialtarifvertrags stehen für Abfindung, Übergangsgesellschaft, Insolvenzschutz. Damit wäre die Arbeitsplatzvernichtung nicht gestoppt. Aber wir alle brauchen eine Zukunft für die Familien, die Jugend und die ganze Region. Dafür haben 95 Prozent bei der Urabstimmung gestimmt, dafür gehen wir vor die Tore, dafür kämpfen wir, das treibt uns an. Wir müssen deswegen auch wachsam sein. Wir können kein Verhandlungsergebnis akzeptieren, wenn es die Vernichtung von Arbeits- und auch Ausbildungsplätzen beinhaltet. Das ist nicht „sozial“ und auch kein „Sicherheitsnetz“, die Arbeitsplätze sind für immer weg und Ford hat freie Hand, die weitere Arbeitsplatzvernichtung voranzutreiben. Und das kommt nicht infrage! Keine faulen Kompromisse! Wir wollen informiert werden über die Inhalte der Verhandlungsrunden – keine Geheimverhandlungen. Die Belegschaft darf nicht erst am Schluss vor vollendete Tatsachen gestellt werden! Da wir in Deutschland ein sehr eingeschränktes Streikrecht haben, wird vermutlich der Punkt kommen, an dem der enge Spielraum des Streiks für „Sozialtarifvertrag“ nicht mehr reicht. Dann müssten wir den Kampf um jeden Arbeitsplatz weiterentwickeln und als selbständigen Streik weiterführen.
Unbefristeter Vollstreik jetzt:
- Streikzeit ist Arbeitszeit!
- Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz!
- Dazu konzernweit die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Betriebsvereinbarung zur Sicherung der Arbeits- und Ausbildungsplätze!
- Gehen wir in die Offensive – bundesweit streikbereit!