Argument
Keine Nachrichten? "Ich detoxe"
Es ist Samstag, 10:30 Uhr, Wohngebietsstand der MLPD.
"Schluss mit dem Völkermord in Gaza!" - sprechen wir die Menschen mit unserem Rote Fahne Magazin, der Einladung zur Internationalismus-Live-Veranstaltung: "Gaza soll leben! Schluss mit Völkermord und Vertreibung" am kommenden Mittwoch (mehr dazu hier) und unserer Spendenbüchse an.
Ich komme mit einer jungen Frau ins Gespräch. Eine Muslima, die gut informiert ist und klare Standpunkte gegen den Völkermord in Gaza und ebenso gegen Antisemitismus einnimmt. Doch sie will weder Broschüre noch Flyer mitnehmen, denn: "Ich detoxe gerade. Ich gucke keine Nachrichten mehr, denn ich kann das alles nicht mehr sehen, das tut mir nicht gut." Ich diskutiere kurz kritisch mit ihr darüber, immerhin einen Flyer und meine Telefonnummer nimmt sie mit - für die Zeit nach ihrer Detox-Phase.
Ich google: Detox ist Entgiftung. Bekannt ist das Fasten, um den Körper zu entgiften. Ein neuer Trend ist "Digital Detoxing", wofür es zur Hilfe paradoxerweise sogar zahlreiche Apps gibt! Doch ein "Polit-Detox" ist erstens unmöglich. Wer in einem Asbest verseuchten Haus lebt, kann die Augen schließen – er wird trotzdem vergiftet. Es ist zweitens eine individuelle Flucht vor der Lebenswirklichkeit, der sich Millionen Menschen stellen müssen, unter anderem Hunderttausende Minderjährige, die in Gaza leben. Es folgt drittens der Meinung, dass man den Gazakonflikt weder verstehen noch lösen könnte.
Dagegen hilft nur: von passivem Nachrichtenkonsum zur aktiven Nachrichtenverarbeitung übergehen! Zu den Ursachen der imperialistischen Gesetzmäßigkeiten vordringen, daraus eine Lösung und eine Perspektive aus dem Konflikt aufzufinden. Dann wirken die Schreckensnachrichten der Welt nicht mehr deprimierend-erschlagend, sondern fordern heraus, zur gemeinsamen Tat zu schreiben. Auf dass die ganze Welt vom Imperialismus entgiftet wird.