ThyssenKrupp Steel
Vorstand lenkt ein, ohne seine allgemeine Pläne aufzugeben
Am 8. Mai gab die IG Metall - Bezirksleitung NRW bekannt, dass sie sich am 7. Mai mit dem Aufsichtsrat und Vorstand von Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) auf eine Grundsatzvereinbarung geeinigt haben. Die Vereinbarung beinhaltet:
- "Vermeidung" betriebsbedingter Kündigungen.
- Keine „unmittelbare“ Schließung des Standorts Eichen und Erarbeitung eines „Zukunftskonzept“, was den Standort „wirtschaftlich“ arbeiten lässt.
- Festschreibung der „grünen Transformation“ per Tarifvertrag.
- Investitionszusagen „müssen Bestandteil des Zukunftstarifvertrags“ sein.¹
Nicht geklärt ist allerdings die Finanzierung all dessen, weshalb alle Vereinbarungen unter einem „Finanzierungsvorbehalt“ stehen!
Wie wird die Vereinbarung von den Kolleginnen und Kollegen aufgenommen?
Ein Genosse der Betriebsgruppe der MLPD berichtet von ersten Erfahrungen: „Die meisten wollen sich erst noch ein genaueres Bild machen. Viele sind zunächst mal erleichtert, dass die betriebsbedingten Kündigungen scheinbar vom Tisch sind. Auch rechnen sich ältere Kollegen aus, dadurch früher Ausscheiden zu können, weil sie mit dem ganzen Stress auf der Arbeit immer schlechter zurechtkommen.
Die Zustimmung des Vorstands ist wesentlich eine Reaktion auf unsere große Kampfbereitschaft und zeigt seine Defensive. Er rückt jedoch nicht allgemein von seinen Plänen zur Vernichtung Arbeitsplätzen und einer Lohnsenkung ab! Darüber diskutieren wir mit den Kolleginnen und Kollegen und stärken die Haltung: wir sind zu keinem Verzicht bereit und halten an unserem Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz fest.“
Die Formulierung, in Eichen auf eine „unmittelbare“ Schließung zu verzichten, ist ein Zugeständnis. Es schließt aber die mittelbare Schließung nicht aus. Jeder weiß, dass eine Stilllegung nicht von heute auf morgen umzusetzen ist. Und was ist, wenn der Vorstand feststellt, dass nach seiner Meinung der Standort nicht „wirtschaftlich“, sprich maximalprofitbringend produziert? Auch eine Teilstilllegung von Anlagen und Standorten ist nicht vom Tisch!
Beim „Zukunftstarifvertrag“, über den Betriebsrat und IG Metall-Bezirksleitung jetzt verhandeln wollen, soll es nach Aussagen von IGM-Bezirksleiter Giesler nur um die Ausgestaltung der Pläne des Thyssenkrupp-Vorstands zur Vernichtung von 11.000 Arbeitsplätzen im nächsten Schritt, darunter 6.000 Ausgliederungen gehen. „Damit ist gewährleistet, dass wir die dringend notwendige Restrukturierung von Thyssenkrupp Steel unter geordneten Bedingungen angehen können.“¹ Das ist nicht das, wofür die Kolleginnen und Kollegen im letzten Jahr auf die Straße gegangen, Tore blockiert und protestiert haben.
„Uns geht es nicht um höhere Abfindungen, Transfergesellschaften oder ähnlichem. Der Vorstand hat zwar Zugeständnisse gemacht, das gilt aber nicht für die Vernichtung von 11.000 Arbeitsplätzen als nächsten Schritt, einer massiven Reduzierung der Ausbildungsplätze und der Ankündigung einer zehnprozentigen Lohnsenkung. Für uns Kolleginnen und Kollegen gibt es deshalb kein Stillhalten“, kommentiert ein Vertrauensmann aus dem Stahlwerk die Vereinbarung. „Vor allem dürfen wir die Kolleginnen und Kollegen bei HKM nicht vergessen. Wenn wir mit denen zusammen auf die Straße gehen, sind wir eine Kraft, an der keiner vorbeikommt“, ergänzt sein Kollege.