Türkei
Wir haben es satt! Dieses System muss sich ändern!
Anlässlich des 53. Jahrestages der Erhängung der sozialistischen Studentenführer Deniz Gezmiş, Hüseyin İnan und Yusuf Aslan am 6. Mai 1972 durch die Militärdiktatur fanden in der ganzen Türkei Massendemonstrationen, Kundgebungen und kulturelle Veranstaltungen statt. Die Militärdiktatur von 1971 bis 1973 markiert insbesondere die brutale Reaktion der erstarkenden türkischen Bourgeoisie gegen die ebenfalls erstarkende Arbeiterbewegung zusammen mit der Studentenbewegung.
Sie wurde dabei von den USA und den westlichen Imperialisten unterstützt. Der antikommunistisch motivierte Terror in der Türkei begann bereits 1921 mit der Ermordung des TKP-Gründers Mustafa Suphi zusammen mit 14 weiteren führenden Mitgliedern.
Im Mai 1973 wurde der Gründer der TKP-ML, Ibrahim Kaypakkaya, vom Militär brutal zu Tode gefoltert. Die Gründung der TKP-ML war die richtige Schlussfolgerung aus der revisionistischen Entartung der TKP nach dem Verrat am Sozialismus in der Sowjetunion 1956. Ibrahim Kaypakkaya, der nur 24 Jahre alt wurde, erkannte früh die Bedeutung der Stärkung der Arbeiterklasse, der Einheit von Arbeitern und Bauern und die Notwendigkeit einer revolutionären Führung. Er verteidigte den Befreiungskampf des kurdischen Volkes gegen chauvinistische Einflüsse in der kommunistischen Bewegung. Auch seiner wird in den nächsten Tagen gedacht. (...)
Dass diese Gedenktage Massencharakter annehmen, ist Ausdruck der Suche nach einer gesellschaftlichen Perspektive in der gegenwärtigen antifaschistisch-demokratischen, revolutionären Gärung, vor allem der rebellierenden Jugend in Schulen, Universitäten und Jungarbeiterinnen und -arbeitern. Die Einheit mit der kurdischen Bewegung wächst, die selber von antikommunistische Gewalt betroffen ist. (...)
Ein höheres Niveau des Klassenbewusstseins der Arbeiter entwickelte sich im Kampf der Arbeiter der TÜPRAŞ-Raffinerie, einem Teil des größten Übermonopols Koç Holding. In ihrem Tarifkampf forderten sie 85 Prozent Lohnerhöhung. Der Konzern bot 28 Prozent an. Die trotz Streikverbot kämpfenden Arbeiter hatten die Gewerkschaftsführung aufgefordert, dies nicht zu akzeptieren.
Seit die Gewerkschaftsführung am 7.5. morgens den Abschluss mit 35 Prozent für zwei Jahre verkündet hat, streiken und marschieren die Arbeiter in Kocaeli ve Aliağa und haben die Autobahn blockiert. Die Polizei versuchte den Marsch mit Pfefferspray und Barrikaden zu stoppen: Die Arbeiter überwanden die Barrikaden und setzten ihren Marsch fort. (Quelle: Birgün.net) „So kann man nicht mit der Würde der Menschen spielen", sagte ein Arbeiter. Dieser Kampf ist sehr wichtig und richtungsweisend für viele andere Belegschaften, die sich ebenfalls im Streik befinden.
An den wöchentlichen Protesten der CHP nahmen am 07. Mai allein in Istanbul wieder rund 160.000 Menschen teil. Auch im ganzen Land fanden Proteste statt. Ein Teilnehmer wird auf ankahaber.net zitiert: „Wir haben es satt. Dieses System muss sich ändern. Wir wollen Gerechtigkeit, die nicht nach Gutdünken ausgeübt wird, sondern so, wie sie sein sollte.“ Dieser Wunsch wird von den Massen geteilt, wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven.
Damit entfaltet sich der Klärungsprozess weiter gegen den Opportunismus und die Illusionen in das kapitalistische System, die insbesondere von der CHP-Führung getragen werden. Die Unmöglichkeit zu einem Zurück zum besseren Kapitalismus wird den Massen immer klarer.