Irland
Ein neuer Aufbruch am 1. Mai in Cork - Gemeinsam gegen Wohnungsnot und Ausbeutung
Zum zweiten Mal in Folge fand in Cork eine 1.-Mai-Demonstration statt, die vollständig aus der Arbeiterbewegung selbst heraus organisiert wurde; eine Pionierleistung in Cork, wo große Gewerkschaften seit der Corona-Pandemie keine Mobilisierungen zum Kampftag der Arbeiterklasse mehr durchgeführt haben.
Was als kleines Projekt einiger gewerkschaftlich aktiver Einzelpersonen begann, ist mittlerweile zu einem echten Bündnis aus kämpferischen Basisgewerkschaften, linken Organisationen und solidarischen Aktivistinnen und Aktivisten geworden. Ein kämpferischer Block zog begleitet von revolutionären Arbeiterliedern und der „Internationale“ durch die Straßen – angeführt von einem Dudelsackspieler, der die historische Bedeutung dieses Tages musikalisch unterstrich.
Doch nicht nur Symbolik prägte die Demonstration, im Zentrum standen knallharte soziale Realitäten: Die Wohnungsnot in Irland ist heute die tiefste in ganz Europa. Rund 160.000 Wohnungen stehen beabsichtigt leer, sie sind Spekulationsobjekt! Gleichzeitig leben Tausende arbeitende Menschen in Notunterkünften, „emergency accommodations“, unter teils gefängnisähnlichen Bedingungen.
In der kämpferischen Rede der Vorsitzenden der CATU (Community Action Tenants Union) Cork – einer der stärksten Mieterinnen- und Mieterorganisationen des Landes – wurde betont, dass CATU jeden Tag an der Seite der Menschen steht. Und das wurde an diesem 1. Mai mit Stolz und Klarheit gezeigt.
Auch Daithí von der Independent Workers Union (IWU) unterstrich in seiner eindrucksvollen Ansprache, dass kollektiver Kampf der einzige Weg ist, um Verbesserungen zu erkämpfen: „Wenn ein Arbeiter heute Lohn vorenthalten bekommt oder unfair behandelt wird, ruft die Gewerkschaft nicht mehr zum Streik, sondern schickt ihn zur Workplace Relations Commission. Dort droht dem Arbeitgeber höchstens eine kleine Geldstrafe. Das ist klassische Spaltungstaktik. Doch kein einziger Boss wurde durch einen WRC-Entscheid grundlegend zum Umdenken gezwungen – aber viele durch Streiks, durch kollektiven Druck oder sogar nur durch die Androhung davon.“
Der 1. Mai in Cork war nicht einfach eine Demonstration. Er war ein Zeichen: Die irische Arbeiterklasse beginnt wieder, sich zu bewegen.
Die Rote Fahne Redaktion beendet heute ihre 1.-Mai-Berichterstattung und bedankt sich sehr herzlich bei allen Korrespondentinnen, Korrespondenten, wie auch Fotografinnen und Fotografen für die vielen schönen Einsendungen.