Ford
Urabstimmung über einen Sozialtarifvertrag
Heute trifft sich die betriebliche Tarifkommission von Ford mit dem IG-Metall-Vorstand. Dort soll das Scheitern der Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag und die Durchführung einer Urabstimmung über einen gewerkschaftlichen Streik beschlossen werden. Ford will in Köln 2900 der 11.000 Arbeitsplätze in Köln vernichten. Eine besondere Brisanz bekam die Auseinandersetzung, nachdem der US-Mutterkonzern die „Patronatserklärung“ gekündigt hat. Damit fällt die Bürgschaft des Mutterkonzerns gegenüber seiner Tochter im Falle einer Insolvenz weg. Damit wäre auch die Vereinbarung über eine Beschäftigungsgarantie bis 2032 hinfällig.
Seit Bekanntgabe der Pläne gibt es in der Belegschaft eine heftige Diskussion, wie diese Pläne vom Tisch kommen. Kämpferische Vertrauensleute, Kolleginnen und Kollegen treten für einen unbefristeten selbständigen Streik ein. Sie sind zwar noch in der Minderheit, die Diskussion findet aber in der gesamten Belegschaft statt. Eine andere Richtung wird von der IG-Metall-Führung und der Betriebsratsspitze vertreten. Sie ordnen sich dem kastrierten Streikrecht in Deutschland unter und orientieren darauf, für einen Sozialtarifvertrag zu streiken.
Dieser setzt aber die Zustimmung zur Arbeitsplatzvernichtung voraus und kann lediglich die Abwicklung regeln: Höhe der Abfindung, Aushandeln der Übergangskondition, Bedingungen einer Transfergesellschaft usw.
Während der Betriebsrat und die IG Metall verhandeln, versucht Ford schon Nägel mit Köpfen zu machen. So führt die Werksleitung seit Monaten Gespräche mit Investoren über den Verkauf ganzer Werksteile. Wir fragen einen Vertrauensmann nach der Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen: „Die ist gemischt, schwankt zwischen großer Wut und Resignation. Manche haben schon mit Ford abgeschlossen, hoffen auf eine Abfindung. Die meisten wollen aber kämpfen, sind für einen Streik. Bei den Warnstreiks war die Stimmung kämpferisch, gab es Musik, Parolen, Schilder und Transparente.“
Betriebsrat und die betriebliche Tarifkommission der IG Metall schlagen kämpferische Töne an. Da immer mehr Kollegen nicht für ein paar Euro mehr Abfindung raus gehen wollen, fängt jede Rede damit an: „Uns geht es nicht um höhere Abfindung, wir wollen eine Zukunft für Köln und ein ‚insolvenzgeschütztes Sicherheitsnetz‘“. Der Vertrauensmann sagt weiter: „Noch so kämpferische Töne ändern aber nichts. Wenn der Sozialtarifvertrag ausgehandelt ist, sind die Arbeitsplätze futsch. Große Freude kam auf, als auf den letzten Warnstreiks Kollegen aus dem Streik von 1973 ihre Grüße überbrachten. Sie sagten, dass ihr Kampf damals legitim war und unserer heute ebenso legitim ist. 1973, das war ein sogenannter ‚wilder‘ Streik. Also genau das, was heute im Streikrecht nicht vorgesehen aber nötig ist, selbstständig zu kämpfen, die eigenen Forderungen aufzustellen.“
Am nächsten Montag, 5. Mai finden über den Tag verteilt vier a.o. Belegschaftsversammlungen auf dem Werksgelände im Freien statt.