Belgien
„Es freut uns so, internationale Solidarität zu treffen.“
"Es freut uns so, internationale Solidarität zu treffen." So wurde unsere Delegation aus MLPD / ICOR und VW-Kollegen aus Deutschland bei der regionalen Demonstration in Lüttich / Belgien mit 8000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Rahmen des Generalstreiks in Belgien begrüßt. Genossen und Freunde der OCB (Kommunistische Organisation Belgiens) hatten uns eingeladen.
Beeindruckend war die große Breite der beteiligten Branchen: u. a. Eisenbahner, Beschäftigte aus der Rüstungsindustrie, der Nahrungsmittelindustrie und des Öffentlichen Dienstes, Flugzeugmotorenbauer, Sozialarbeiter, Studierende, Kulturschaffende vom Theater. Die großen Gewerkschaften FGTB (Föderation der Arbeit Belgiens) und CSC (christliche Gewerkschaft) hatten aufgerufen. Außerdem beteiligten sich solidarisch die Antikapitalistische Linke, Antifaschistische Front Lüttich, Old-Up-Gang (Organisation von Rentnern gegen Rentenkürzungen), Commune Colère (Aktivisten gegen Faschismus) und die Parteien PTB (Partei der Arbeit Belgien) und PSL (Sozialistische Kampfpartei). Eine ganze Kindertagesstätte begrüßte mit Rasseln und Trillerpfeifen die Demonstration am Straßenrand.
Wir überbrachten unsere Solidarität aus Deutschland mit der Fahne der MLPD und der ICOR sowie einem Schild: „Les travailleurs unis dans le monde entiers – Workers unite worldwide. Greetings from Germany“ und machten Interviews. Ein Eisenbahner sagte: „Wir streiken, weil wir die Rechte behalten wollen, für die unsere Vorfahren gekämpft haben“. Ein weiterer Kollege führte dazu aus: „Für uns sind die Rentenrechte besonders wichtig. Wir wollen in der Lage sein, in Rente zu gehen, wenn wir merken, dass wir erschöpft sind“. Gegen eine von der Regierung betriebene Spaltung argumentierte er: „Sie sagt, das niedrige Renteneintrittsalter wäre unfair gegenüber dem Rest der Bevölkerung. Wir sagen, der Rest der Bevölkerung sollte die gleichen erkämpften Rechte haben wie wir!“.
„Es ist ähnlich wie bei euch in Deutschland. Die sozialen Rechte werden attackiert. Hier in Belgien haben sie in 24 Stunden 4 Milliarden Euro gefunden, die sie in die Rüstung und Militär stecken können. Wer wird das bezahlen? Die Arbeiterklasse und unsere Kinder! Das können wir nicht akzeptieren. Dafür gibt es eine ganz generelle Mobilisierung gegen die Regierung.“
Bemerkenswert war dazu, dass die Belegschaft der Waffenfabrik FN auch streikte. „Die Leute wollen ihre Arbeit nicht verlieren. Sie streiken gegen die Regierungsmaßnahmen. Sie sind nicht für Krieg. Den Krieg entscheidet die Regierung und nicht die Arbeiter.“
Ausgeprägt ist die Kapitalismuskritik: „Wir haben ein System, welches schmerzhaft für die Bevölkerung ist, damit es funktionieren kann – so sollte es nicht sein. Es ist auf so vielen Ebenen falsch. Ich denke, der Kapitalismus hatte seinen Versuch“. „Alle Regierungen in Europa sind auf dem kapitalistischen Weg. Deshalb müssen wir alle aufwachen und gegen den Kapitalismus kämpfen. Denn seine Ziele sind antisozial und antimenschlich. Die NATO existiert nur, um Kriege zu führen.“ Der Gedanke einer sozialistischen Alternative ist für viele noch neu. Eine Studentin aus einer Truppe „Students for Palästine“ sagte dazu: „Die Menschen sind noch nicht so weit. Aber es wäre eine sehr schöne Sache. Wir sollten jeden wissen lassen, wie sein und ihr Leben besser wird, wenn sie ihre Rechte kennen und haben. So können wir viele Menschen aus der Bevölkerung gewinnen, auf dass sie Teil des Kampfes werden.“