Internationaler Solidaritätsaufruf der Freiheitsinitiative für politische Gefangene
Die Mauern trennen uns - der Hunger eint uns
Die Freiheitsinitiative für politische Gefangene ruft auf:
Dies ist ein Aufruf an alle politischen Bewegungen, Organisationen, insbesondere Netzwerke zur Solidarität mit politischen Gefangenen, sowie Einzelpersonen, sich am 7. Mai an einem eintägigen Hungerstreik zu beteiligen bzw. um den aktuellen Widerstand politischer Gefangener in der Türkei in Form von Protest, kreativen Solidaritätsaktionen, inklusive Videobotschaften oder auch musikalischen Beiträgen zu unterstützen. Zehn Gefangene wehren sich bereits über einen langen Zeitraum mit unbefristeten Hungerstreiks gegen neue Isolationsgefängnismodelle oder besser gesagt „Grubengefängnisse“, in die sie hineingezwängt wurden, um jahrelang von jedweder menschlichen Umgebung abgeschottet zu werden.
Sercan Ahmet Arslan: 20. Oktober 2024
Buca Hochsicherheitsgefängnis
Mulla Zincir: 13. November 2024
Buca Hochsicherheitsgefängnis
Serkan Onur Yilmaz: 10. November 2024
Antalya Hochsicherheitsgefängnis
Bakican Işık: 19. Dezember 2024
Sincan Nr. 2 Hochsicherheitsgefängnis
Yurdagul Gemüt: 1. Januar 2025 (Mutter von Bakican Isik)
Geschlossenes Gefängnis Marmara
Mithat Öztürk: 12. Februar 2025
Sincan No. 2 Hochsicherheitsgefängnis
Hasan Ali Akgül: 17. Februar 2025
Sincan No.1 Hochsicherheitsgefängnis
Ali Araci: 18. Februar 2025
Sincan No. 1 Hochsicherheitsgefängnis
Ayberk Demirdögen: 11. März 2025
Antalya Hochsicherheitsgefängnis
Fikret Akar: 30. März 2025
Çorlu Hochsicherheitsgefängnis
Warum befinden sie sich in einem unbefristeten Hungerstreik?
In der Türkei wurden 2021 neue Gefängnistypen eingeführt, die als S-, R- und Y-Typ-Gefängnisse bezeichnet werden. Die Gefangenen nennen sie „Grubengefängnisse“, weil es sich anfühlt, als ob man in eine Grube geworfen wird.
In diesen Gefängnissen werden sie lebendig begraben: 23 Stunden am Tag allein in einer kleinen 3x4 Meter großen Zelle, unter ständiger Kameraüberwachung, mit nur einer Stunde Aufenthalt im Freien, in der Regel ebenfalls allein oder höchstens mit zwei anderen. Der Außenbereich befindet sich außerhalb der Zelle, und die Fenster sind mit drei Gittern hintereinander, mit dicken Gittern gesichert, sodass kaum Frischluft oder Sonnenlicht eindringen kann.
In diesen Zellen gibt es weder Luft noch Licht, und die Einsamkeit ist erstickend. Auch Besuche und Telefonate sind stark eingeschränkt; nur Verwandte ersten Grades und vielleicht ein oder zwei weitere Personen sind erlaubt. Ein würdiges Leben ist in diesen Gefängnissen unmöglich - es ist ein langsamer Tod.
Aus diesem Grund rufen wir alle Gefangenen und politischen Solidaritätsbewegungen dazu auf, am 7. Mai einen Solidaritätshungerstreik zur Unterstützung der widerständigen Gefangenen in der Türkei durchzuführen und/oder Aktionen durchzuführen oder Solidaritätsvideos aufzunehmen.
Warum 7. Mai?
Einer der Hungerstreikenden ist Sercan Ahmet Arslan, dessen Hungerstreik am weitesten fortgeschritten ist. Wir hoffen aufrichtig, dass er in ein Gefängnis verlegt wird, das nicht zum S-, R- oder Y-Typ gehört und in dem sich seine Genossen befinden. Wenn seine Forderung nicht erfüllt wird, wird er am 7. Mai 2025 den 200. Tag seines Hungerstreiks erreichen. Dieser Aufruf gilt natürlich für alle widerständigen Gefangenen, von denen einige nur wenige Tage nach ihm mit dem Hungerstreik begonnen haben.
Diese Politik kann nicht losgelöst von den imperialistischen Angriffen auf Menschen, die angesichts der globalen Ausbeutung Widerstand leisten, betrachtet werden. Jede/r der Gefangenen hat seine/ihre eigene Geschichte, die vom Kampf für eine menschliche Welt in Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung erzählt.
Und auch wenn uns dicke Mauern trennen, unser Hunger und unsere Solidarität werden uns vereinen.
Es lebe die internationale Solidarität!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!
Die MLPD unterstützt den Kampf für die Freiheit aller politischen Gefangenen auf antifaschistischer Grundlage. Sie hat sich in der Vergangenheit in anderem Zusammenhang bereits solidarisch, differenziert und kritisch mit der Kampfform des Hungerstreiks auseinandergesetzt: Mehr dazu hier.