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Papst Franziskus heute im Alter von 88 Jahren verstorben

Gestern noch hat er - wenn auch mit brüchiger Stimme - "Urbi et Orbi" den päpstlichen Segen gespendet, der Stadt und dem Erdkreis. Am heutigen Ostermontag dann hat er selbst das Zeitliche gesegnet: Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus ist heute Vormittag im Alter von 88 Jahren in Rom gestorben.

Von gis
Papst Franziskus heute im Alter von 88 Jahren verstorben
Nach seinem Aufruf zur Verhandlung im Ukrainekrieg wird Papst Franziskus scharf angegriffen. (Foto: Claude Truong-Ngoc)

Weltweit trauern nicht nur gläubige Katholiken um Franziskus. Er hatte bei Amtsantritt 2013 eine "Kirche für die Armen" versprochen, war persönlich viel bescheidener als seine Vorgänger und daher unter den Massen anerkannt. Er war der erste nichteuropäische Papst seit mehr als tausend Jahren. Seit dem 13. März 2013 nannte er sich Franziskus und verstand diesen Namen als Programm. Seine erste Papstreise unternahm er zur sizilianischen Insel Lampedusa. Dort trauerte er um die zahllosen Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrunken sind. Er prangerte die "Trägheit der Herzen" der Politiker an, die diese barbarische Flüchtlingspolitik zu verantworten haben.

 

Seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen in Argentinien prägte ihn nachhaltig. Als Erbischof von Buenos Aires öffnete er die Kirchentüren für von der Polizei verfolgte Streikende und Demonstranten. Seinen Vorgänger Benedikt kritisierte er scharf, als dieser den Holocaustleugner Bischof Williamson rehabilitierte. Mit Blick auf die Weltklimakonferenz 2015 schrieb Franziskus eine Enzyklika, in der er die mutwillige Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit an den Pranger stellte.

 

Im vergangenen Jahr fielen die westlichen Kriegstreiber, darunter Marie-Agnes Strack-Zimmermann, über den Papst her, weil er den "Mut zur weißen Flagge" propklamierte: "Aber ich glaube, dass der Stärkste derjenige ist, der die Situation betrachtet, an die Menschen denkt und den Mut der weißen Flagge hat und verhandelt. ... Das Wort verhandeln ist ein mutiges Wort. Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben zu verhandeln". Auch gegen Netanjahus Krieg gegen das palästinensische Volk positionierte sich Franziskus. Noch im Februar 2025 bezeichnete er die humanitäre Lage um Gaza als "beschämend".

 

Der Papst vermochte es, soziales Engagement mit erzreaktionärer Weltanschauung unter einem Pontifikat zu verbinden. In seiner Weihnachtspredigt 2024 hatte er allen Ernstes Schwangerschaftsabbrüche mit Völkermord verglichen! Im Revolutionären Weg 39 "Die Krise der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaften, der Religion und der Kultur" wird diese Widersprüchlichkeit herausgearbeitet: "So sozialpolitisch engagiert Papst Franziskus auftritt, so reaktionär bleibt seine Weltanschauung. Er geißelt die gleichgeschlechtliche Ehe, verdammt Schwangerschaftsabbruch und verweigert Frauen den Zugang zum Priesteramt. Er verurteilt zwar die Exzesse, nicht aber das Wesen der bis heute autokratisch-feudalen der katholischen Kirche. ... Als die jahrzehntelangen massenhaften Missbrauchstaten katholischer und evangelischer Würdenträger oder anderer kirchlicher Mitarbeiter in verschiedenen Ländern ans Licht kamen, wendeten sich viele Gläubige von ihrer Kriche ab." (Seite 31)

 

Bei einer Kinderschutzkonferenz im Vatikan sagte Franziskus in einer Rede, dass die sexuelle Gewalt gegen Kinder und andere Schutzbefohlene das "Werk des Teufels" sei. Ein Schlag ins Gesicht all derer, die seit Jahren um Aufarbeitung der Missbrauchsskandale kämpften.

 

Noch im Angesicht des Todes war es Franziskus wichtig, prunkvolle Rituale zu durchbrechen. So legte er fest, dass er nicht im Petersdom, sondern in einer Kirche in der Nähe des Hauptbahnhofs von Rom begraben wird. Auch Begräbnis und Trauerfeierlichkeiten werden bewusst einfacher gestaltet. In der Zeit zwischen dem Tod von Papst Franziskus und der Wahl eines neuen Oberhaupts der katholischen Kirche führt eine Gruppe von Kardinälen die Geschäfte des Vatikan. Dazu gehört die Organisation der Papstwahl. Dann tritt das Konklave zusammen, das laut Expertenmeinung dieses Mal kompliziert sei. Am Ende wird weißer Rausch aufsteigen und dann heißt es wieder: "Habemus Papam!"