Papstwahl

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Neuer Papst soll "Brücken bauen"

Nachdem in Kürze in Rom die Wahl eines neuen Papstes ansteht, wird häufig die Erwartung geäußert, dass er als "Pontifex"(1) Brücken bauen solle. Vor allem müsse er die "Botschaft" der katholischen Kirche überzeugend verkaufen.

Wie aber soll das bei einer Institution, die strukturell feudal-autokratisch erstarrt ist, jemals gelingen? Das gleicht der Quadratur des Kreises. Es werden Leute wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sein, die über die Papstnachfolge bestimmen. Woelki trägt maßgebliche Verantwortung für die systematische Vertuschung und Verharmlosung zahlreicher Fälle von sexueller Gewalt durch Kleriker.


Trotz allen sozialen und friedenspolitischen Engagements des verstorbenen Jorge Bergoglio hat er an den Strukturen der Kirche allenfalls etwas gekratzt. Kommentator Joachim Frank kommt im "Kölner Stadtanzeiger" zum Resümee: "Die katholische Kirche ist und bleibt eine absolute Monarchie mit Top-Down-Gefüge - trotz oder man kann auch sagen: wegen Franziskus."


Auch jeder zukünftige Papst - Päpstinnen sind bekanntlich gar nicht vorgesehen - wird an grundlegenden Veränderungen scheitern, wenn er sie denn überhaupt anstrebt. Gut möglich, dass gemäß der reaktionären Wende der Herrschenden ein Nachfolger erkoren wird, der das Rad der Kirchengeschichte sogar wieder zurückdrehen will. So wie es schon Bergoglios Vorgänger Joseph Ratzinger betrieb.


Freilich gibt es auch viele kritische und fortschrittliche Strömungen innerhalb der Kirche. So die Initiative "Maria 2.0", die sich unter anderem für ein verändertes Frauenbild in der katholischen Kirche einsetzt. Oder die vielen Initiativen für die Aufdeckung und konsequente Bestrafung der Fälle sexueller Gewalt.


Thomas Schüller, Professor für Kirchenrecht in Münster, kritisiert den aktuellen Versuch der neuen Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, den Kirchen einen Maulkorb zu verpassen: "In wieder einmal kaum verhohlener Anpassung an die AfD möchte die zweithöchste Repräsentantin des Staates ... Freiheitsrechte einschränken, die Kirchen zusammen mit anderen Organisationen der Zivilgesellschaft unter Generalverdacht stellen. Am Horizont steht drohend ein totalitäres Staatsverständnis á la Trump in den USA oder Orban in Ungarn. Entschiedener Widerspruch der Kirchen selbst, aber auch aller anderen aufrechten Demokratinnen und Demokraten ist da erste Bürgerpflicht."2


Das politische Engagement von Christen wird heute mehr denn je gebraucht - sei es gegen die faschistische Gefahr, einen Dritten Weltkrieg, die Vertiefung der globalen Umweltkatastrophe oder auch für eine "Erlösung" von kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung im "Diesseits". Das wird auch die gemeinsame Zuversicht stärken, dass die Menschen ganz ohne ein über ihnen stehendes höheres Wesen ihre Geschicke in die eigene Hand nehmen können.