Leserbrief
Erneut eine Tierart ausgestorben
Am 21. April verstarb der Papst. Das erfuhr man überall, auf allen Kanälen. Ob man wollte oder nicht. Am 21. April verstarb auch ein Exemplar des Nördlichen Breitmaulnashorns. Das war nur zufällig zu erfahren, wenn man auf konkreten Internetseiten unterwegs ist. Sonst nicht. Das wird auch weiterhin den großen Medien keine Zeile wert sein, oder wenn, dann maximal als Fußnote.
Manche werden sagen, das war ja "nur ein Tier". Was insgesamt schon eine inakzeptable Formulierung ist, die oft von Menschen gegenüber Tieren angewendet wird.
Aber was ist daran so besonders, dass dieses Nashorn verstorben ist? Antwort: Es ist das letzte Exemplar seiner Art. Damit ist am 21. April 2025 das Nördliche Breitmaulnashorn ausgestorben!
Selten, dass man für das endgültige Aussterben einer Tierart ein ganz konkretes Datum in die Geschichtsbücher eintragen kann. Und wie viele andere Tierarten sind in den letzten Jahrzehnten schon ausgestorben, von denen kaum jemand Notiz nahm.
Rührende Worte finden sich auf der Facebook-Seite "Wenn Tiere sprechen könnten, was würden sie uns sagen?" :
"Abschied von einer Unterart – dem letzten männlichen Nördlichen Breitmaulnashorn. Millionen Jahre hat es überlebt. Es trotzte Eiszeiten, Erdbeben, Meteoriteneinschlägen – es war ein lebender Zeuge unzähliger Umbrüche auf diesem Planeten. Doch gegen den Menschen hatte es keine Chance. Was die Natur über 55 Millionen Jahre bewahrt hat, wurde in nur wenigen Generationen zerstört. Heute ist diese majestätische Kreatur funktional ausgestorben – und mit ihr stirbt ein Stück Weltgeschichte, das nie zurückkehren wird."
Einmal mehr wird deutlich, was innerhalb einer weltgeschichtlich verschwindend geringen Zeitspanne durch das Verhalten eines Teils der Menschheit für Schaden an der Natur angerichtet worden ist. Und das Ende dieser Spirale ist nicht absehbar. Alexander von Humboldt hatte vor etwa 200 Jahren erkannt und dargelegt, dass die gesamte Natur ein Netz darstellt, in dem alles zueinander in Verbindung steht. Zerstört man in diesem Netz auch nur einen Faden, ist das gesamte Gleichgewicht in Gefahr. Worin auch er bereits unter anderem Ursachen für das Aussterben von Tierarten erkannte.
Der Kampf um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und um die Einheit von Natur und Mensch, die unbedingte Notwendigkeit dieses Kampfs, wird durch das Schicksal dieses Nashorns einmal mehr unterstrichen. Und im Gegensatz zu der oft gebräuchlichen Formulierung der Einheit von "Mensch und Natur" ändere ich die Reihenfolge dieser Losung in "Natur und Mensch" ganz bewusst, und werde das zukünftig unbedingt beibehalten. Denn der Mensch ist Teil der Natur, und darin nicht etwa die sogenannte "Krone der Schöpfung". Die Natur in ihrer Gesamtheit kann gut ohne den Menschen auskommen, der Mensch aber nicht ohne die Natur. Ich bin tieftraurig, darin ist auch die Emotionalität meiner Zeilen begründet.