Streik bei Schachtbau Nordhausen
Die Krokodilstränen des Herrn Doblinger
Am 23. April versammelten sich wieder Hunderte Kolleginnen und Kollegen der Schachtbau GmbH in Nordhausen, angeführt von ihrer Gewerkschaft IGBCE, zum Arbeitskampf vor dem Werkstor.
Diesmal war der Streik auf sechs Stunden angelegt und dementsprechend mit selbstorganisierter Verpflegung gut vorbereitet. Bereits am 11. März wurde die Arbeit für eine Stunde und am 10. April für drei Stunden niedergelegt, um gegen die Verschleppung der Tarifverhandlungen und unannehmbaren Angebote des Hauptanteilseigners, Herrn Alfons Doblinger, in der aktuellen Tarifauseinandersetzung zu kämpfen.
Diese bewegen sich weiterhin weit unter den geforderten 6 Prozent und deutlich über der geforderten Laufzeit von zwölf Monaten, berichtete der Bezirksvorsitzende der IGBCE. Er machte auch deutlich, dass die gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und Kollegen durchaus bereit und in der Lage sind, die Kämpfe auch mittels Urabstimmung und Vollstreik auszudehnen, wenn sich die Konzernleitung weiterhin querstellt. Dafür gab es immer wieder spontanen Applaus der streikenden Kollegen.
Die Schachtbauer haben kein Verständnis mehr dafür, wie sie für ihre Arbeit unter Tage, in den Werkhallen, und den Büros vom Konzernbesitzer der BAUER-Gruppe, zu der Schachtbau Nordhausen gehört, bedacht werden. Allein letztes Jahr erarbeiteten sie etliche Millionen an Profiten für das Konto vom Ausbeuter Doblinger während sie andererseits darum kämpfen müssen, wegen der steigenden Inflation das tägliche Leben zu bewältigen. Das ist allein schon ein unhaltbarer Zustand für die Arbeiter. Wenn man dann noch vom Ausbeuter vermittelt bekommt, dass ihn die Lage derer, die seinen Reichtum erarbeiten, nur soweit interessiert, als dass sie sich doch bitte brav ausbeuten lassen sollen und man sowieso keine Zeit für Tarifgespräche habe, reißt der Geduldsfaden.
Jahrzehntelang hat die Klassenzusammenarbeitspolitik der reformistischen Gewerkschaftsführungen dazu geführt, dass schlechte Tarifabschlüsse und Gewerkschaftsaustritte hingenommen wurden. Dieser Trend scheint nun bei Schachtbau überwunden. Viele Kolleginnen und Kollegen sind im Zuge der aktuellen Auseinandersetzung in die Gewerkschaft eingetreten – Tendenz weiterhin steigend. Auch der Charakter der Gewerkschaft wird, angesichts des offensiv geführten Kampfes um die Interessen der Arbeiter, deutlich positiver wahrgenommen. Bei vielen beginnt sich ein gewerkschaftliches Bewusstsein zu entwickeln und zu festigen. Das ist sehr begrüßenswert. Wir brauchen die Gewerkschaften als echte Kampforganisationen für die Interessen der Arbeiterklasse und nicht als „Sozialpartner“ der Bosse.
Im Zuge des mehrstündigen Streiks gab es neben den Redebeiträgen des Bezirksvorsitzenden auch einen Beitrag eines Kollegen, in dem betont wurde, dass die Forderung von 6 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung angesichts der Millionenprofite nicht zu viel verlangt ist. Da bekommt Herr Doblinger immer noch mehr als genug ab dafür, dass er nicht einmal an der Produktion beteiligt ist. Schließlich sind es vor allem die Arbeiter und auch die einfachen Angestellten, die durch ihre Arbeit die Produktion aufrechterhalten und so die Profite ermöglichen.
„Die Wahrheit ist doch, dass der Doblinger uns mehr braucht als wir ihn.“ so der Kollege. Er nahm den Auftritt von Herrn Doblinger bei einer Mitarbeiterversammlung im März und ein Schreiben von ihm auseinander und argumentierte gegen die darin vorgebrachten „Argumente“ des Ausbeuters. Der Kollege nahm das Standortdenken auseinander, mit dem man die Arbeiter spalten will, und plädierte für den internationalen Zusammenhalt der Arbeiterklasse. Außerdem rief er die Schachtbauer auf, sich an den Kundgebungen am 1. Mai zu beteiligen. Auch eine Delegation der Schwestergewerkschaft IG Metall hatte sich angekündigt, um den Kampf der Schachtbauer aktiv zu unterstützen. Dafür gab es Applaus von den Kolleginnen und Kollegen.
Nach ungefähr viereinhalb Stunden Streik trat der Bezirksvorsitzende der IGBCE ans Mikrofon und teilte mit, dass sich Herr Doblinger telefonisch gemeldet hat und zu einem Gesprächstermin für den 24. April in Erfurt bereit sei. Anscheinend hat ihn der Arbeitskampf der Schachtbauer so sehr aus der Bahn geworfen, dass er am Telefon geweint haben soll. Dafür gab es von den Kolleginnen und Kollegen auch postwendend die berühmte Dose Mitleid. Der Bezirksvorsitzende erklärte den Arbeitskampf daraufhin auch vorläufig für beendet.
Was das Treffen am 24. April gebracht hat, wird sich noch zeigen. Klar ist aber jetzt schon, dass der 23. April gezeigt hat, dass man die Kapitalisten trifft, wenn wir Arbeiter organisiert für unsere Interessen kämpfen. Und das ist eine wichtige Erfahrung für die ganze Arbeiterklasse. Die Tränen des Alfons Doblinger sind Krokodilstränen. Er hätte schon längst auf die Forderungen der Schachtbauer eingehen können.
- Für die volle Durchsetzung der geforderten 6 Prozent Lohnerhöhung bei zwölf Monaten Laufzeit ab 1. Januar 2025!
- Voller Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft! Vorwärts zur Arbeiteroffensive!
- Für ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht!
- Heraus zum 1. Mai! Gegen die reaktionäre Wende – Für den echten Sozialismus!
Glück Auf!