Betrieb und Gewerkschaft
Arbeitszeitverkürzung zum Erhalt der Arbeitsplätze, ja – aber „passt das in diese Zeit“?
Viele Arbeiter stimmen uns Marxisten-Leninisten in oder vor den Betrieben zu, dass die wirkungsvollste Forderung im Kampf um jeden Arbeitsplatz die „30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich“ wäre.
Wäre, weil sich die meisten nicht vorstellen können, dass dies in Zeiten durchsetzbar ist, wo fast alle Konzerne und Betriebe Personal abbauen und mit der Verlagerung der Produktion ins Ausland drohen.
Hier wirkt das Trommelfeuer der Monopolverbände und -politiker. "Dass wir ausgerechnet in einer Krise weniger arbeiten wollen, ist völlig aus der Zeit gefallen", sagt zum Beispiel Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). "Wir müssen mehr arbeiten", forderte er und verweist darauf, dass er mit 76 Jahren zwölf Stunden am Tag arbeite.¹ Für Kolleginnen oder Kollegen eine Provokation: „Soll der mal am Band oder Schicht arbeiten und danach einkaufen oder mit den Kindern Hausaufgaben machen“.
Fertig werden müssen jedoch die Arbeiter mit der realen Erpressung des Kapitals, ihre Produktion in Länder zu verlagern, wo niedrige Löhne, längere Arbeitszeiten und staatliche Subventionen winken. Das machen sie aber verstärkt ohnehin, um in der Aufholjagd gegenüber den Konkurrenten in China oder den USA wieder Boden gutzumachen. Für die dazu notwendigen Investitionen müssen sie aber auch die Ausbeutung ihrer „lieben Mitarbeiter“ in ihren Stammwerken verschärfen.
Die „Wettbewerbsfähigkeit“ der Konzerne zu unterstützen, wie es inzwischen auch IG Metall- und Betriebsratsspitzen machen, geht deshalb nur zum Preis der Unterordnung der Arbeiterinteressen unter die der Monopole. Und es befeuert die Spirale nach unten, weil den Belegschaften bei den Konkurrenzbetrieben ihre Zugeständnisse bei Löhnen, sozialen Rechten oder der Akzeptanz der Arbeitsplatzvernichtung vorgehalten werden.
Der offensive Kampf um jeden Arbeitsplatz stellt deshalb höhere Anforderungen an das Klassenbewusstsein der Arbeiter. Nicht nur, weil er in der Regel selbständig geführt werden muss, sondern auch, weil die Beschäftigten verstehen müssen, warum die kapitalistischen Krisen gesetzmäßig sind und nur auf revolutionärem Weg in einer sozialistischen Gesellschaft überwunden werden können. Wichtige Fragen, die bei der Mobilisierung und kämpferischen Durchführung des 1. Mai diskutiert werden sollten.