Ostermarsch Köln 2025
Breites solidarisches Bündnis
Fahnen und Transparente von IG Metall, DKP, MLPD, Die Linke, BSW, DIDF, SDS, Courage, VVN, FIDEF, DFG-KV, TKP, Mera25, Umweltgewerkschaft, viele Palästina-Fahnen und viele eigene Schilder u.a. gegen Hinrichtungen im Iran prägten am Samstag in Köln Kundgebung und Demo mit über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Zuspruch bekamen auch Ford-Kollegen, die mit einer ganzen Gruppe in Arbeitskleidung teilnahmen: Auch im Friedenskampf kommt es auf die Arbeiter an! Alle beteiligten Organisationen hatten sich im Vorfeld auf Augenhöhe miteinander abgesprochen – eine neue positive Entwicklung.
Das Internationalistische Bündnis führte auf dem Kundgebungsplatz eine Warm-up-Kundgebung mit mehreren Rednern durch, darunter auch Ford-Kollegen, und mit Musik durch.
Ein Höhepunkt bei den Kundgebungen und der Demonstration war die Solidarität mit den Menschen in Gaza. Mathias Jochheim, IPPNW-Vertreter, kritisierte Black Rock und die Fixierung auf Aktienkurse als Ziel des ökonomischen Aufbaus. Vor allem thematisierte er die Ruinierung der Biosphäre durch Rüstung und Kriegswirtschaft. Die Forderung nach Stopp der Rüstungslieferungen Deutschlands an Israel bekam den lautesten Applaus.
Von der DGB-Jugend Köln spricht die stellvertretende Vorsitzende Janine Deling: Das ist ihr erster Ostermarsch. Sie kritisiert die Nationalisten wie Le Pen und Putin, die weltweit gestoppt werden müssen. „Als Kollegen und Gewerkschafter wollen wir in einem Morgen leben, das noch schöner ist, und nicht alles durch einen Knopfdruck verlieren.“ Ihr „Nein zur Stationierung von Mittelstreckenraketen“ erhält großen Beifall. Aber sie müsse auch sagen, dass sie als Gewerkschafter nicht alle Pazifisten sind: „Viele von uns müssen an der Waffe für unsere sozialen und demokratischen Rechte eintreten. Aber Kriege für Profite zu führen, das lehnen wir klar ab.“
Ulrich Thoden, Bundestagsabgeordneter der Partei DIE LINKE, hält einen umfassenden und kritischen Beitrag: Es gibt eine Zeitenwende zum Militarismus. Aber wir brauchen ein „whatever it takes“ für Bildung und Soziales! Sehr interessant war, dass er auf die Schwäche der Herrschenden einging, dass sie eine Meinungsmanipulation der Massen vornehmen müssen, um sie für ihre Pläne zu gewinnen: "Was tun sie also, um uns zu verarschen? Dafür benutzen sie zwei Narrative. Erstens 'wir sind die Guten'. Dass das Unsinn ist, darüber besteht hier wohl weitgehend Einigkeit. Genauer möchte ich auf zweitens eingehen: 'Wir sind bedroht.'" Hier entwickelt er eine Kritik an den Plänen zur Neuaufteilung der Welt durch die verschiedenen Imperialisten, wozu er auch Deutschland zählt und die Interessen von Konzernen wie VW dort einordnet.
Auch die Demonstration war einerseits geprägt durch laute Sprechchöre vor allem von vielen jugendlichen Teilnehmern gegen die Beteiligung deutscher Waffen und Banken an Kriegen weltweit und an der Zerstörung Gazas im Besonderen. Andererseits gab es an dem offenen Mikrofon der MLPD lebhafte ansprechende Auseinandersetzungen zwischen Pazifisten und Revolutionären. Eine Frau sagte z.B., das Lied „Bella Ciao“ sei doch ein Kriegslied! Andere Redner erwiderten, dass die italienischen Partisanen, gerade weil sie den Krieg beenden, weil sie Frieden wollten, die Faschisten bekämpfen mussten – mit Erfolg; was in der Geschichte auch das Ende vieler anderer - auch der Weltkriege - herbeiführte! Die MLPD erhielt viel Aufmerksamkeit und Zuspruch für ihre Propagierung des echten Sozialismus, um Kriege für immer zu beenden.
Eine neue Entwicklung war, dass zu Beginn der Demo sich acht junge Faschisten auf die Straße stellten und so die Demo eine halbe Stunde lang blockierten. Denn so lange dauerte es, bis die Polizei mit Samthandschuhen und gütlichstem Zureden die acht dazu brachte, die Straße zu räumen – gegenüber Linken hätten sie sofort Schlagstock und Pfeffer eingesetzt!
Bei der Abschlusskundgebung verurteilte Moderator Michael Sünner Provokationen in Form von Rufparolen durch ein halbes Dutzend Antideutsche: Sie verteidigten Netanjahus Kriegsverbrechen, wurden aber ganz an den Rand gedrängt und brauchten starken Polizeischutz.
Ein Solidaritätkomitee gab bekannt, dass am 15. Mai der Prozess gegen den ersten von elf Studenten beginnt: Sie hatten nach einem Solicamp mit Palästina auch kurze Zeit den Haupteingang der Uni blockiert. Unter großem Beifall forderte der Redner: Nicht die Studenten, sondern die Kriegsverbrecher Netanjahu & Co gehören auf die Anklagebank!
Auf der Abschlusskundgebung sang die Band Gehörwäsche sehr aufrüttelnd „Gaza tonight“. Am Ende rief eine Vertreterin des Aktionsbündnisses eindringlich dazu auf, dass in diesen Zeiten alle beteiligten Kräfte mehr kooperieren müssen: "Wir sind gefordert, unsere Strategien besser abzusprechen. Kommt alle zum Auswertungstreffen für die gemeinsame Zusammenarbeit." Sie lädt ein zu den offenen Treffen des Friedensforums immer am ersten Mittwoch im Monat.