Christlicher Widerstandskämpfer

Christlicher Widerstandskämpfer

Gedenkstein für Dietrich Bonhoeffer in Weimar errichtet

Am 9. April 2025 wurde in Weimar ein Gedenkstein für den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer errichtet. Dies wurde in den Medien gefeiert. Aber kein Wort gab es über die Auseinandersetzungen um die Rehabilitation Dietrich Bonhoeffers in der Nachkriegszeit.

Von ak/Hannover
Gedenkstein für Dietrich Bonhoeffer in Weimar errichtet
Dietrich Bonhoeffer im Sommer 1944 (Foto: EKD)

Die Würdigung von Bonhoeffer, wenn auch sehr verspätet, ist ein richtiger Schritt. Bonhoeffer gehörte der bekennenden Kirche an und hat als Theologe den Hitlerfaschismus bekämpft. Er wusste von dem Attentat auf Hitler und gehörte zum Kreis dieser eher bürgerlichen Widerstandskämpfer. Er wurde verhaftet und 1945 nach Buchenwald verbracht. Am 9. April 1945 wurde er auf direkten Befehl von Hitler im KZ Flossenbürg hingerichtet.

 

Die damaligen Kirchen haben sich mit Hitler arrangiert oder ihn offen unterstützt. Dietrich Bonhoeffer versuchte, den Widerstand in der Kirche dagegen zu organisieren.

 

Die Kirchenoberen argumentierten mit der Bibel, Römerbrief 13, 1-2: „Jede und jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegensetzt, wird dem Gericht verfallen.“

 

Ja so einfach ist das. Demnach sind selbst faschistische Diktaturen "von Gott gesetzt". Aber Bonhoeffer entschied sich anders. Er beteiligte sich am Widerstand gegen den Hitlerfaschismus. Dabei akzeptierte er auch das Attentat auf Hitler. Er nahm eine differenzierte Einstellung zur Gewalt ein.

 

Nach seiner Hinrichtung erfuhr er auch posthum von der Kirche Deutschlands lange Zeit keine Würdigung. Lange noch waren Kirchenführer wie Gerhard Kittel, Rudolf Bultmann, Paul Althaus und Otto Dibelius, die mehr oder weniger offen mit den Faschisten sympathisiert hatten, an den kirchlichen Schalthebeln der Macht. Auch der angeblich „entnazifizierte“ Deutsche Bundesgerichtshof hielt noch 1956 daran fest, dass das Todesurteil gegen Bonhoeffer rechtens gewesen sei.

 

Juristisch wurde Bonhoeffer erst 1996 rehabilitiert. Am 1. August 1996 fällte das Landgericht Berlin ein Urteil und stellte die Aufhebung des Urteils des SS-Standgerichts in Flossenbürg vom 8. April 1945, das der Ermordung Bonhoeffers vorausging, fest. Doch die Diskussionen sind nicht beendet. Im Jahr 2012 kam in der Deutschen Burschenschaft eine Diskussion darüber auf, ob Bonhoeffer ein Landesverräter gewesen sei.

 

Eine merkwürdige „Würdigung“ erfuhr Bonhoeffer nun von evangelikalen Christen aus den USA. Mit dem Film „Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin", der sich nicht an die historischen Tatsachen hält, wird ein vollkommen verzerrtes Bild von Bonhoeffer gezeichnet. Ihm wird der Satz in den Mund gelegt: "My Country was invaded from within" (Mein Land wurde von innen angegriffen) und damit wird er zum Vorbild für die Faschisten um Trump. Die Evangelikalen sind gegen queere Menschen, sind Corona-Leugner und verstehen sich als Kämpfer gegen den Sozialismus. Auch der Krieg Israels in Gaza wird von ihnen begrüßt: Palästina sei das von Gott den Juden versprochene Land.

 

Gegen eine solche Vereinnahmung haben sich die Verwandten von Bonhoeffer zur Wehr gesetzt. Bonhoeffer wollte aufrütteln. „Die Kirche war stumm, wo sie hätte schreien müssen. (...) Die Kirche bekennt, die Anwendung brutaler Gewalt, das leibliche und seelische Leiden unzähliger Unschuldiger, Unterdrückung, Hass und Mord gesehen zu haben, ohne ihre Stimme für sie zu erheben, ohne Wege gefunden zu haben, ihnen zu Hilfe zu eilen. Sie ist schuldig geworden am Leben der schwächsten und wehrlosesten Brüder Jesu Christi.“ (Bonhoeffer Dietrich, Ethik, Chr. Kaiser Verlag, München 1988 (12.Aufl.), Seiten 121-122)

 

Auch heute würde Bonhoeffer nicht schweigen.