Interview
Kapitalist verspricht: Seit 80 Jahren keine Ausbeutung mehr!
Stefan Wolf gab in der Süddeutschen Zeitung am 30. März ein Interview. Und da er sich als Chef des Kapitalistenverbandes Gesamtmetall natürlich mit vielem auskennt, wurde es ein Rundumschlag.
Mindestlohn erhöhen? "Finger weg". Die Unternehmersteuern müssen natürlich runter "auf maximal 25 Prozent". Der Staat? Der brauche "eine Rosskur". 100 Milliarden fürs Klima, das hätte er nicht gemacht. Kohleausstieg? "Nicht zu halten". Würde die CDU mit der AfD koalieren, für Wolf wäre das eine "Mitte-rechts-Politik", die angeblich "jeder zweite Wähler will".
Die reaktionäre Wende der Monopole weht durch jede Zeile. Zum Schluss beklagt er: "Viele in der Politik haben noch immer das alte Bild vom Unternehmer als Ausbeuter, vor dem man die Menschen schützen muss. Das entspricht schon seit 80 Jahren nicht mehr der Realität. Wer heute ein Ausbeuter ist, der bekommt keine Mitarbeiter mehr."
Die SZ stellt noch kurz fest: „Die Maßstäbe, was Ausbeutung ist, haben sich in 80 Jahren verändert." Das Problem ist aber nicht, dass eine verweichlichte Gesellschaft schon ein paar Überstunden als Ausbeutung ansieht. Viel eher, dass die wissenschaftliche Definition von Ausbeutung verdrängt wird. Viele halten sie daher für eine moralische Größe, die erst bei offensichtlichem Elend der Arbeiter zutreffe.
Aber völlig unabhängig von der Bezahlung gilt: Ein Kapitalist stellt Arbeiter ein. Was sie produzieren, gehört dem Kapitalisten. Er zahlt ihnen ein Lohn, verkauft die Produkte und behält einen Mehrwert. So eignet sich der Kapitalist den unbezahlten Teil der Arbeitskraft der Kollegen an. Und das ist Ausbeutung! Aber Herr Wolf scheint mit besonderen Talenten gesegnet. Er war bis 2023 Vorstandsvorsitzender des Autozulieferers ElringKlinger und schaffte es doch tatsächlich ohne eine solche Ausbeutung aus 9.576 Mitarbeitern 1,8 Milliarden Euro Umsatz bzw. ca. 100 Millionen Euro Gewinn zu pressen. Glückwunsch zu diesem Zaubertrick.
Quelle: 30.3.2025 SZ, Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf „Der Kohleausstieg ist nicht zu halten.