Duisburg - Protest vor Tor 1 bei Thyssenkrupp

Duisburg - Protest vor Tor 1 bei Thyssenkrupp

1.000 Stahlarbeiter unterstrichen Kampfbereitschaft

Am Donnerstag, 3. April, rief die IG Metall kurzfristig, insbesondere die Kolleginnen und Kollegen von HKM (Hüttenwerke Krupp-Mannesmann) zum Protest vor Tor 1 bei TKSE in Duisburg auf. Anlass war die von TKSE angekündigte Kündigung des Liefervertrages mit HKM, wozu für diesen Nachmittag eigens eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung angesetzt wurde.

Von Korrespondenz
1.000 Stahlarbeiter unterstrichen Kampfbereitschaft
Auch die Jungarbeiterinnen und Jungarbeiter sowie die Auszubildenden waren zur Mahnwache ans Tor 1 gekommen (rf-foto)

HKM liefert 60 Prozent seiner Produktion an TKSE und steht mit seinen 3.000 Arbeitsplätzen oben auf der Abschussliste bei den Kahlschlagsplänen von TKSE, mit dem Ziel, 11.000 Arbeitsplätze zu vernichten.

 

1.000 Kolleginnen und Kollegen kamen, darunter viele Auszubildende. Die meisten waren von HKM. Auch etliche TKSE'ler kamen vor das Tor. Delegationen aller übrigen Duisburger Stahlbetriebe, von ArcelorMittal, Bao-Steel und eine Delegation aus Bochum waren da. Einige Kollegen brachten ihre Frauen mit. Die Stimmung war kämpferisch und entschlossen. Die Reden von Betriebsräten, Vertrauenskörperleitern, Jugendvertretern, IG Metall, DGB und Bürgermeister spiegelten diese Stimmung wider.

 

Die MLPD überbrachte ihre Solidarität mit klarer Positionierung und konstruktiven Vorschlägen für den weiteren Kampf. Sie ist mittendrin bei den Kämpfen der Stahlarbeiterinnen und Stahlarbeiter um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz. Und insbesondere für eine gesellschaftliche Perspektive, wo die Kolleginnen und Kollegen und ihre Familien nicht jedes Jahr neu um ihre Existenz fürchten müssen. In ihrer Solidaritätserklärung führt die MLPD aus:

 

"Wir stehen zu 100 Prozent auf der Seite der Belegschaft und sagen unsere Unterstützung zu. Es ist kein Geheimnis, seit dem „Rheinhausenkampf“ steht die MLPD dafür:

 

* Die Gewerkschaft zur Kampforganisation für die Arbeiterinteressen zu machen. Das heißt volle Kampfkraft bis zum unbefristeten selbständigen Streik, weil das den Nerv der Bosse trifft. Für den „Bochumer Weg“ der Opelaner.

* Die revierweite oder gar bundesweite Solidarität zu organisieren. Solidarität ist unsere Stärke.

* Wenn der Kapitalismus das Problem ist – solidarische Auseinandersetzung über die gesellschaftliche Alternative! Für uns ist das der echte Sozialismus!

 

Kommt die Kündigung des Vertrags zur falschen Zeit? Oder war es nicht zu erwarten und zeigt den Zwang von thyssenkrupp, angesichts der seit 2018 anhaltenden Weltwirtschaftskrise und dem von Trump befeuerten Wirtschaftskrieg, Arbeitsplätze und Kapazitäten zu vernichten?

Alles gelaufen? Statt Hoffen auf neue Investoren oder Rüstungsproduktion – gemeinsamer Kampf aller Stahlbelegschaften! Der Lopez-Plan muss vom Tisch!"

 

Das Vorgehen von TKSE zeigt, dass der Konzern mit den Kahlschlagsplänen durchstartet. Dabei hatte eine erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie aufgezeigt, welch verheerende Auswirkungen dies auf die ganze Stadt, die Region und weit darüber hinaus hat.


Bei dieser Kundgebung wurde deutlich, dass der Protest und Widerstand vor neuen Herausforderungen steht und dem neue Seiten und Qualitäten gegenüber stehen: Alle Arbeiterfamilien sind zum Kampf gegen die Konzerne herausgefordert und alle Duisburger Stahlbelegschaften gemeinsam mit der ganzen Stadt. Der Vertrauenskörperleiter von TKSE Duisburg, Dirk Riedel, betonte: „Wir starten jetzt den Arbeitskampf. Wir werden dem Kapital eine Niederlage beibringen. Das Kapital greift die Arbeiter, ihre Familien an und will verbrannte Erde hinterlassen“. Und sinngemäß weiter, dass sie jetzt die Arbeiterbewegung kennenlernen werden. Das Zeichen dafür ist die erhobene Faust, die seit heute auch auf einem neuen Transparent an der Mahnwache an Tor 1 hängt.


In diesem Dienst steht auch der Solidaritätskreis „Keiner schiebt uns weg!“, der mit seinen neuen pinken Westen vor Ort war.


Oberbürgermeister Sören Link und die DGB-Vorsitzende/Niederrhein Angelika Wagner betonten die Solidarität der ganzen Stadt und der verschiedenen Gewerkschaften.


Zum Ende kamen noch der HKM-Betriebsrat Ediz Mirze, Neumitglied des Bundestags für Die Linke und der SPD-Abgeordnete Mahmut Özdemir zu Wort. Dieser versuchte, die Kollegen dabei für die massiven Aufrüstungspläne zu gewinnen. Er sagte sinngemäß, dass die deutsche Stahlindustrie die Sicherheit und Eigenständigkeit Deutschlands garantiere. Das sind sozialchauvinistische Töne.

 

Sozialchauvinismus bedeutet in Worten der Verzicht auf die Kritik an der Herrschaft der Monopole in Deutschland mit ihrer Ausbeutung der Arbeiter und in den Taten der Verzicht auf den Kampf zur Durchsetzung der Arbeiterinteressen durch Anpassung an die Interessen der heimischen Monopole in ihrem weltweiten Konkurrenzkampf. Das treibt die Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und der anderen Länder in gegenseitige Konkurrenz, bis hin zur Produktion von todbringenden Rüstungsgütern, die dann gegeneinander eingesetzt werden. "Arbeiter schießen nicht auf Arbeiter!" -  diese im ersten Weltkrieg entstandene Losung gilt erst recht auch für heute im gemeinsamen Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz und gegen die Weltkriegsgefahr und Weltkriegsvorbereitung über Konzern-, Branchen- und Ländergrenzen hinweg!

 

Interessant war, dass in den etlichen Gesprächen die Losung der Arbeiterbewegung „Nur wer kämpft, kann gewinnen“ breitest verankert ist. Auch bei den Auszubildenden wurde die Entschlossenheit deutlich, dies auch zu tun und sich auf keinen Fall spalten zu lassen. Auch die neuen Aufrüstungspläne wurden von den Kollegen sehr kritisch gesehen und eine Offenheit für Kapitalismuskritik inklusive notwendiger, auch sozialistischer Alternativen war spürbar.


Die reaktionäre Wende der Herrschenden bringt neue Herausforderungen, neuen Klärungsbedarf für die Arbeiterbewegung und ihre Klassenselbständigkeit mit sich. Nehmen wir die Herausforderung an. Wie heißt es schon im Kommunistischen Manifest: „Die Arbeiter haben nichts zu verlieren, außer ihren Ketten!“