Weimar

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80. Jahrestag der Selbstbefreiung im KZ-Buchenwald im Zeichen gegen Faschismus und Krieg

Hunderte Menschen kamen am gestrigen Sonntag in die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald, um der Selbstbefreiung vor 80 Jahren am 11. April 1945 zu gedenken. PKW und Busse mit Kennzeichen aus ganz Deutschland waren zu sehen.

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80. Jahrestag der Selbstbefreiung im KZ-Buchenwald im Zeichen gegen Faschismus und Krieg
MLPD und REBELL Thüringen bei der Kranzniederlegung in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald (rf-foto)

In den Medien wird von der Befreiung durch die US-Armee gesprochen. Tatsächlich fuhren am Nachmittag des 11. April die ersten US-Panzer am Lager vorbei, allerdings nicht mit dem Ziel Buchenwald, sondern weiter Richtung Nordosten. Sie kamen zufällig dort vorbei, weil sie nicht durch Weimar fahren konnten.

 

Befreit wurde das Lager durch einen militärischen Aufstand der Häftlinge, welcher jahrelang durch eine illegale selbstorganisierte Leitung der Häftlinge vorbereitet wurde. Die Kommunisten waren führend in der Organisation. Das von den Häftlingen verwaltete Lager wurde wenige Tage später der US-Armee übergeben. Das alles soll in der bürgerlichen Geschichtsschreibung immer mehr verdrängt und verdreht werden.

Das diesjährige Gedenken hatte gleich zwei Besonderheiten

Zum einen ist es das vermutlich letzte runde Gedenken, an dem ehemalige Häftlinge teilnehmen. In diesem Jahr waren es nur noch 10. Naftali Fürst, Präsident des Internationalen Komitee Buchenwald-Dora sagte bei der offiziellen Gedenkkundgebung auf dem Appellplatz, dass er nun den Staffelstab weitergibt und gab den Anwesenden den Auftrag: "Ihr seid die Zeugen der Zeugen. Kommt immer wieder an diesen Ort an dem der Zivilisationspunkt auf Null kam. (...) Bleibt in unserem Namen wachsam!"

 

Er würdigte den Widerstand der politischen Häftlinge: "Großartige Menschen waren unter den Gefangenen des Lagers. Ich werde die wunderbaren und mutigen Widerstandskämpfer niemals vergessen"

 

Die zweite Besonderheit war die gegenwärtige akute faschistische Gefahr. So sagte die Rednerin Marina Weisband völlig richtig: "Wir erleben den Aufstieg des internationalen Faschismus. Z.B. auf das System in Russland und den USA lassen sich sämtliche wissenschaftliche Definitionen des Faschismus anwenden." Sie kritisierte scharf die Rolle der Medien, die Faschisten ein Podium bieten und polemisierte: "Man muss ja objektiv berichten über das was ist". Sie rief dazu auf, sich aktiv einzumischen und sich nicht opportunistisch zu verhalten aufgrund vermeintlich drohender persönlicher Nachteile.


Ihre Schlussfolgerung, dass mehr Liebe in die Gesellschaft getragen werden müsse, unterschätzt allerdings gewaltig die Ursache und Hintermänner des Faschismus, nämlich das Monopolkapital. Allerdings sagte sie auch: "Mein Großvater hat mit der Waffe dafür gekämpft die Konzentrationslager zu befreien und ich werde das im Zweifel auch tun".

 

Sämtliche Redner forderten, jedoch in unterschiedlichem Maß und in unterschiedlicher Konsequenz, zu Recht breitere Bündnisse gegen die faschistische Gefahr als Lehre aus der Geschichte. Eine Gruppe Jugendlicher aus zahlreichen Ländern, die zu einem Bildungswochenende in der Gedenkstätte waren, verlasen eine Erklärung, in der sie unter anderem schrieben: "Der Faschismus existiert heutzutage, jedoch auch die Möglichkeit, ihn zu stoppen". Mutig wich eine der Rednerinnen vom Protokoll ab und ergänzte: "Worauf warten wir noch? Menschen sterben im Krieg in der Ukraine und Menschen sterben in Palästina an einem Völkermord. No pasaran!" ("Sie werden nicht durchkommen!"), was mit Applaus bedacht wurde.

 

Die MLPD beteiligte sich an verschiedenen Veranstaltungen des Tages, führte zahlreiche Gespräche über den notwendigen Aufbau einer antifaschistischen Einheitsfront und knüpfte dafür zahlreiche Kontakte unter anderem für Aktionseinheiten am 8. Mai, dem 80. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus.

 

MLPD und REBELL legten auf dem Appellplatz einen eigenen Kranz nieder und organisierten eine Führung über das Gelände mit einer kurzen Gedenkveranstaltung am Glockenturm.