Massenproteste in der Türkei gehen weiter
"Wir werden gewinnen, wenn wir Widerstand leisten!"
Seit sieben Tagen gibt es angesichts der Inhaftierung des CHP-Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu anhaltende Massenproteste in der Türkei. Trotz Verboten und massiver Polizeigewalt, und mittlerweile über 1100 Verhaftungen, halten die Massendemonstrationen an.
Zehntausende von Studenten versammelten sich gestern im Maçka-Park in Istanbul und marschierten zur Stadtverwaltung von Şişli, wo ein Treuhänder ernannt wurde. Sie erklärten, dass sie den Boykott gegen ungerechte Verhaftungen und Treuhänderbesetzungen so lange fortsetzen werden, bis alle antidemokratischen Praktiken beendet sind, und riefen die Gewerkschaften zu einem „Generalstreik und zum allgemeinen Widerstand“ auf.
Ihre Forderungen: „Rücktritt der Regierung!“, "Studenten aufstehen!", "Akademischer Boykott!", "Wir werden gewinnen, wenn wir Widerstand leisten!", "Es lebe die Studentensolidarität!", "Die Rettung liegt auf der Straße, nicht an der Wahlurne!"‘, ‚Studenten im Boykott, Gewerkschaften auf der Straße!", "Generalstreik, Generalwiderstand!", "Überall Taksim, überall Widerstand!".
In vielen Städten, u.a. auch Ankara oder Rize, wo Erdoğan aufwuchs, gibt es Massenproteste.
Arbeiter der İnşaat-İş (Bauarbeiter-Gewerkschaft) haben vor dem Istinye-Universitätskrankenhaus protestiert. Sie wehren sich gegen die Aneignung von Abfindungen, Kündigungsgeldern und Überstunden an offiziellen und religiösen Feiertagen. Als sie heute, um 12 Uhr, keine Antwort von der Unternehmensleitung bekamen, begannen sie mit ihrem Protest. „Wir werden Widerstand leisten, bis wir alle unsere Rechte bekommen!“ Die Studenten solidarisieren sich mit den Bauarbeitern.
Die kurdische DEM-Partei hat ihre Solidarität gegen die Absetzungen und Verhaftungen erklärt. Der Ko-Vorsitzende, Tuncer Bakirhan, und der CHP-Chef, Özgür Özel, erklärten vor der Presse ihren Willen nach einem gemeinsamen Kampf für Demokratie.
Für den kommenden Samstag ruft die CHP zu einer Großdemonstration in Istanbul auf. Die Rote Fahne Redaktion wird berichten.