Universität
Begriff Ausbeutung „unwissenschaftlich"?
Eine Kollegin, die Südostasien-Wissenschaft im Master an einer Uni im Rheinland studiert, berichtete über eine Auseinandersetzung mit ihrer Professorin.
Ich muss dieses Semester eine Hausarbeit schreiben über die Familien in Asien. Mein Thema, das ich gewählt habe, ist über die arbeitenden Mütter im Grenzgebiet in der Thai-Burma Region. Sie sind aus Myanmar/Burma nach Thailand in das Grenzgebiet geflohen. Ich wollte deren Situation untersuchen und aufklären über ihre Arbeitsbedingungen und wie ausbeuterisch ihre Lage dort ist.
Die Professorin für das Seminar kommentiert zu meiner Arbeit, dass es unwissenschaftlich sei und aktivistisch klinge, wenn ich den Begriff „Ausbeutung" verwende. Sie sagt, ich soll anders formulieren. Die migrantischen Arbeiterinnen in Thailand werden sowohl von der thailändischen Regierung als auch von den Fabrikeigentümern ausgebeutet. Die Professorin sagte, ich soll nicht irgendeine Schuld für ihre Lage suchen, das sei auch unwissenschaftlich. Und ich solle mich von dem Thema distanzieren.
Aus meiner Sicht bedeutet das, „Wissen" zu verbreiten, ohne den Menschen zu helfen, Änderungen für eine bessere und faire Gesellschaft durchzusetzen. Dafür wäre es dann aus meiner Sicht nutzlos. Für mich bedeutet wissenschaftliches Arbeiten, dass die Wissenschaft der Befreiung der Menschen dienen muss. Das ist für die Professorin unwissenschaftlich. Sie will vorgeblich neutral sein, sagt aber offen, dass sie die Fabrikbesitzer und die Regierungen aus der Verantwortung nimmt. Sie spricht die Verantwortung den geflüchteten Frauen zu: „Sie sind freiwillig nach Thailand gegangen."
Das ist nicht neutral, sondern ist „Wissenschaft", die den Ausbeutern nutzt.