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Mit Erpressern wird nicht verhandelt!

Die Rote Fahne Redaktion dokumentiert aus einer Extraausgabe der Zeitung von Kollegen für Kollegen bei Ford Köln, Saarlouis und angegliederten Betrieben, "Scheinwerfer":

Aus Kollegenzeitung „Scheinwerfer“

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Kündigung der „Patronatserklärung“ bedeutet eine weitere Kampfansage an uns.

 

Am Montag offenbarte Marcus Wassenberg in seiner Videobotschaft mit einem Lächeln im Gesicht, dass er die ganze Zeit die Belegschaft verarscht hat. Bisher behauptete er, er sei nicht da, um das Werk abzuwickeln. Doch mit diesem Schritt eröffnet die US-Ford Motor Company die Möglichkeit, die Ford-Werke GmbH Deutschland in die Insolvenz laufen zu lassen.


Das hat das Ford-Management von langer Hand vorbereitet, Schritt für Schritt Rechte, Vereinbarungen, Kapazitäten abgebaut. Wassenberg lügt der Belegschaft munter ins Gesicht: „Alles ganz normal“ und eine „Chance“. Er feiert, dass die Konzernmutter noch 4,4 Milliarden US-Dollar „zuschießt“, um Schulden zu begleichen. Was für Schulden? Die Profite, die wir in den letzten Jahrzehnten erarbeitet haben, werden in den Bilanzen immer dargestellt, als seien wir nur Kostenfaktoren.


Wassenberg meint, um profitabel zu sein, „müssten wir von den Kosten runter und uns von Mitarbeitern trennen“. Ford trägt den Kampf um Maximalprofite auf unsere Kosten aus: Ausbeutung verschärfen, Leute entlassen, Werke schließen, uns spalten. Dafür sollen wir gewonnen werden und auf die Profite des Konzerns Rücksicht nehmen?! Was haben wir davon?


Ford erpresst uns – das lassen wir nicht mit uns machen! Es gibt keinen Grund für Verständnis oder Rücksichtnahme gegenüber dem Konzern. In uns steckt viel Potenzial zum Kampf, das weiß auch Herr Wassenberg und er hat Angst vor unserer Reaktion. Deswegen versucht er zu täuschen und Märchen zu erzählen.


Faktisch heißt die Aufkündigung der Patronatserklärung: Die US-Mutter will sich der finanziellen Risiken entledigen, die aus der Weltwirtschafts- und Strukturkrise kommen. Die Ford-Werke GmbH kann in die Insolvenz laufen, die Ford Motor Company holt sich profitable Einzelbereiche raus, der Rest ist Geschichte. Damit stehen alle unsere Arbeitsplätze auf dem Spiel. Dann würde es auch keine Abfindungen mehr geben. Dann gibt es auch keine Betriebsvereinbarung mehr, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 ausschließt. Dieser Politik müssen wir eine klare Abfuhr erteilen! Nutzen wir die laufende Produktion als unser Druckmittel!


Diese Maßnahme ist eine Trump-ähnliche Methode. Mit der Kettensäge bisherige Verpflichtungen absägen, nicht lange fackeln, ohne Rücksicht auf Menschen und Existenzen eiskalt durchgreifen. Der internationale Konkurrenzkampf der Konzerne ist eine Vernichtungsschlacht, die an den Belegschaften ausgetragen wird. Damit fordern die Konzerne aber auch die Belegschaften international heraus, gemeinsam dagegen zu kämpfen. Das ist eine Kraftprobe, die ausgetragen werden muss! Wenn wir uns mit anderen Belegschaften zusammenschließen, werden wir eine starke Kraft. Wir brauchen einen branchenweiten und branchenübergreifenden Kampf gegen diesen Generalangriff der Monopole und der Regierung.

Was bedeutet das jetzt für uns?

Das US-Management will diesen Standort aufgeben – wir nicht! Wir brauchen jeden einzelnen Arbeits- und Ausbildungsplatz!


Jetzt nicht in Resignation verfallen, jetzt nicht länger abwarten, was da noch kommen könnte!

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Jetzt in die Gegenoffensive gehen – mit einem selbständigen Streik. Die Konzerne haben alle Rechte, unsere Existenzen zu vernichten und der Jugend die Zukunft zu rauben. Auf der anderen Seite ist dem Betriebsrat und der IG Metall verboten, dagegen wirksam zu streiken. Was ist das für ein Rechtssystem? Daher muss ein Streik als wichtigste Waffe im Kampf um jeden Arbeitsplatz selbständig organisiert werden. Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!


(Warn-)Streiks für einen Sozialtarifvertrag sind dagegen der Weg der Akzeptanz der Arbeitsplatzvernichtung und regeln nur die Bedingungen. Das ist doch kein Zukunftskonzept für die nächsten Generationen!


Wenn dem Betriebsrat jetzt die Pistole auf die Brust gesetzt wird, muss gelten: Mit Erpressern wird nicht verhandelt!


Wir brauchen offensive Forderungen und Entschlossenheit. Wo es kämpferische Vertrauensleute und IG-Metaller gibt, nehmen sie das in die Hand.


Der Konzern spricht von „Mitarbeiterüberhang“ – wir brauchen eine Arbeitszeitverkürzung auf eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und Neuverteilung der Arbeit als Konzernvereinbarung!


Ausbildung aufs Minimum reduzieren? Jugend braucht Zukunft! Für die Aufstockung der Ausbildungsplätze auf 10  Prozent der Belegschaft!

 

Im Getriebewerk wird nach wie vor auf drei Schichten gearbeitet. Im Ersatzteillager werden täglich 3 Millionen Euro Gewinn gemacht. In der Fertigung wird an den Produktionstagen auf Stückzahl getrimmt.

Deshalb unser Vorschlag:

Hier läuft nichts mehr vom Band, solange diese Erpressung auf dem Tisch liegt. Beratet das direkt in euren Abteilungen und organisiert euch. Wir haben die Druckmittel in der Hand – alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!