Warm-up von Internationalistischem Bündnis und Freunden
10.000 beim Internationalen Frauentag in Hannover auf der Straße
Bei strahlendem Sonnenschein war am 8. März frauenpolitisch mächtig was los in Hannover! Auf Initiative des Feministischen Rats und des 8M-Bündnisses kamen drei Zubringerdemos und weitere Gruppen zur gemeinsamen Kundgebung und Hauptdemo am Königsworther Platz, einer zentralen Kreuzung mitten in der Stadt.
10.000 Beteiligte, mehrheitlich junge Frauen, aber bestimmt auch 20 Prozent Männer, traten laut und kämpferisch für die Rechte von Frauen und queeren Menschen ein.
Das war zahlenmäßig ein Vielfaches verglichen mit dem 8. März 2024. Aber auch eine neue Qualität, die unter anderem mit der Sorge und dem Protest gegen die Rechtsentwicklung und gegen die faschistische Gefahr zusammenhängt. Verbreitet war auch hier die Parole: „Alle zusammen gegen den Faschismus!“. Insgesamt war die Demo sehr politisch und kapitalismuskritisch.
Eine junge Frau sprach für die Interessen von behinderten und psychisch kranken Menschen: „Wir müssen jeden einzelnen Tag für unsere Rechte kämpfen. Das ist kein Fehler im System – das System ist der Fehler!“. Eine Ver.di-Frau aus der Krankenpflege zog die Verbindung zum laufenden Arbeitskampf der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst. Viele kreative Plakate und kämpferische Parolen von: „My Body, my Choice“ über: „Ehe, Küche, Vaterland – unsere Antwort Widerstand!“ bis: „Jin, Jiyan, Azadi!“ und „Hoch die internationale Solidarität!“ waren zu lesen und zu hören. Gleichzeitig war aber noch ein starker kleinbürgerlich-feministischer Einfluss mit Hauptstoßrichtung gegen das Patriarchat festzustellen, der sich teils männerfeindlich äußerte. Hier ein Beispiel: „Macker gibt’s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt“. Auffällig war aber eine neue, größere Offenheit zur Diskussion auf Augenhöhe, auch über den Sozialismus und zur Zusammenarbeit.
Der Frauenverband Courage hatte die Initiative ergriffen und gemeinsam mit Neue Frauen (Yeni Kadin), Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland (ATIF), MLPD, Neue Demokratische Jugend (YDG) und den Sympathisanten der Solidarity Party Afghanistan eine kämpferische Auftaktkundgebung als Warm-up organisiert. Redebeiträge zur Lage der Frauen in Afghanistan, zu den Angriffen auf die Arbeiterinnen und Arbeiter bei VW, zur Geschichte des Frauentags und zur Perspektive der Befreiung der Frau im echten Sozialismus, gegen die AfD und rechte Stimmungsmache gegen Migranten, unterbrochen von Liedern, waren Anziehungspunkt für einige Passantinnen und Passanten, stehenzubleiben und zuzuhören. Eine junge Frau fand das so gut, dass sie sich selbst traute, am Mikro zu sprechen und das Geschäft mit der Prostitution anzuprangern. Als Block mit 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern reihten wir uns anschließend in die Hauptdemo ein.
Wichtig war, dass sich der Frauenverband Courage im Vorfeld an den Feministischen Rat gewendet hatte, um die Kooperation zu fördern. Der Frauenverband bot Kräfte zur Unterstützung der Organisationsarbeit der Demo an, eine Ordnerin und eine „Animati“. Ihr wisst nicht, was „Animati“ sind? Das sind die Mädels mit den Megaphonen, die die Parolen rufen. Die dringend gebotene Verstärkung der Bündnisarbeit und der Zusammenschluss gegen die faschistische Gefahr bedeutet auch für uns Veränderung und über den Schatten zu springen. Noch vorletztes Jahr hatte der Feministische Rat gegen unser 8. März-Bündnis Hetze verbreitet, letztes Jahr waren wir mit unserer Kundgebung isoliert von der Masse der Frauen und Mädchen auf der Großdemo. Diesmal waren wir Teil der Demo. Einzelne Ordnerinnen versuchten noch durchzusetzen, dass die MLPD ihr Transparent „Für die Befreiung der Frau im echten Sozialismus“ mit MLPD-Logo einrollt, andere waren in der Diskussion zu überzeugen. Dafür haben wir auf eine Parteifahne verzichtet. Fazit: Eine neue Ausgangslage für die Bündnisarbeit.