Königs Wusterhausen
CDU, SPD und AfD stimmen gegen Straßenumbenennung in "Esther-Bejarano"
Bei der Abstimmung im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Königs Wusterhausen am Mittwoch, den 26. Februar 2025, stimmte die CDU zusammen mit der SPD und mit der faschistischen AfD gegen die Umbenennung der Gerichtsstraße in Esther-Bejarano-Straße. Dies ist mal eine ganz neue Auslegung der „Brandmauer“ gegen antifaschistisches Engagement und das Erstarken des Faschismus in Deutschland.
Statt nachfolgenden Generationen ein Vorbild für den Mut und die Courage einer Frau zu geben, die Auschwitz und Ravensbrück überlebt und ihre gesamte zweite Lebenshälfte dem Kampf gegen den aufkommenden deutschen Faschismus gewidmet hat, zieht es die SPD vor, sich dem konzertierten Schulterschluss von CDU und AfD anzuschließen.
Warum eigentlich? Aber erinnern wir uns: Als Esther Bejarano 2021 starb, war die Bestürzung groß. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) würdigte die "Erinnerungsarbeit der Holocaust-Überlebenden". Außenminister Heiko Maas (SPD) nannte sie "eine wichtige Stimme im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus". Und für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) war Bejaranos Tod ein „großer Verlust“.
Die Beileidsbekundungen klangen aufrichtig. Erinnern wir uns aber auch: Als die Fliederstraße, wo sich das Außenlager des KZ Sachsenhausen in Königs Wusterhausen befand, nach dem jüdischen Überlebenden Jureck Becker umbenannt werden sollte, der das Kriegsende im KZ-Außenlager Königs Wusterhausen verbracht hatte, setzte die SPD einen Antrag durch, wonach bei Straßenneu- und -umbenennungen in Königs Wusterhausen nur noch Frauennamen gewählt werden sollten.
Warum also der ganze Popanz, um zu verhindern, dass ein notwendiges Zeichen gesetzt wird, das da heißt: "Nie wieder!"? Nie wieder Faschismus und wehret den Anfängen! Warum war das im Landtagswahlkampf und im Bundestagswahlkampf so wichtig und dann plötzlich nicht mehr? Oder ging es am Ende doch nur um Wählerstimmen, also um ein Taktieren, um den anderen die Wählerstimmen wegzunehmen?
Oder passt es den Herrschenden nicht, dass es seit der Zerschlagung des deutschen Faschismus am 8. Mai 1945 immer wieder Antifaschistinnen und Antifaschisten waren, die in ihrer Häftlingskleidung auf bundesdeutschen Straßen immer wieder daran erinnern mussten, dass der Schoß, aus dem der deutsche Faschismus kroch, immer noch fruchtbar ist. Die immer wieder daran erinnern mussten, dass der Widerstand gegen die alten und neuen Nazis im Parlament und in der Regierung immer außerhalb des Parlaments geführt werden musste. Dass der berechtigte Aufschrei gegen das Erstarken faschistischer und rassistischer, menschenverachtender Kräfte ausgerechnet von denen geführt werden musste, die unter Hitler zwölf Jahre in Zuchthäusern und Konzentrationslagern verbracht und überlebt hatten und unter Adenauer weitere zehn Jahre in dieselben Zuchthäuser gesteckt wurden. Gerade weil sie „Nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus!“ forderten.
Warum ist es denn nur so schwer, eine deutsche, jüdische Kommunistin und Widerstandskämpferin gegen den deutschen Faschismus zu ehren? Warum zieht man ums Verrecken lieber mit der AfD an einem Strick, statt die Saat des Antikommunismus aus seinen Köpfen zu verbannen? Wie lange noch möchte man den Faschisten Rosen auf den Weg streuen?
Fragen, die sich die SPD am kommenden Montag, den 10. März, bei der Abstimmung über die Umbenennung der Gerichtsstraße in Esther-Bejarano-Straße in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Königs Wusterhausen stellen sollte.