3 Jahre Ukrainekrieg

3 Jahre Ukrainekrieg

Ein Krieg für Söldner und gegen die Massen

Der Krieg hat auch zu einem Aufleben des Söldnerwesens in neuer Qualität geführt. Gleichzeitig nimmt die Kriegsmüdigkeit immer mehr zu - besonders auf Seiten der Ukraine, wo ungefähr jeder 14. Soldat von der Front geflüchtet ist.

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Ein Krieg für Söldner und gegen die Massen
Söldner und internationale Milizen sind eine Erscheinung auf den Schlachtfeldern der Ukraine. (Bild: 47. mechanisierte Brigade der Ukraine, CC BY-SA 4.0)

Zwar hatten sich schon seit dem Irak-Krieg am Anfang des Jahrhunderts sogenannte "Private Military Contractors" (PMCs) eine zunehmende Rolle gespielt - so hatten die Söldner von "Blackwater" (heute "constellis") 2006 sogar von den US-Marines die Aufgabe der Bewachung der US-Botschaft im Irak übernommen - heute aber sind die Söldner ein politischer Faktor geworden, wie am eindrucksvollsten der sogenannte "Aufstand der Gruppe Wagner" unter dem Oligarchen Jewgeni Prigoschin im Juni 2023 zeigte.

 

Heute setzen alle Seiten solche Söldner und Freiwillige in internationalen Kampfeinheiten ein; sie sind Glücksritter, notorische Junker, Faschisten oder auch Anarchisten. Parallel dazu entwickeln sich privat organisierte Milizen, viele von ihnen mit einer faschistischen Weltanschauung wie die Asow-Einheit, die über den Krieg stetig wuchs und sich von einem Bataillon bis heute zu einer Spezialbrigade entwickelt hat. Je nach Quelle dienen auch 100 bis 500 Deutsche auf ukrainischer Seite im Krieg. Wie viele auf russischer Seite kämpfen ist weitestgehend unbekannt. Aber sowohl das ukrainische als auch das russische Regime setzen internationale Einheiten immer wieder als Kanonenfutter ein, um reguläre Einheiten zu schonen.

Die, die nicht mehr wollen

Die Rolle internationaler Freiwilliger und professioneller Söldner wurde auch dadurch aufgewertet, dass weder die Masse der Ukrainer, noch der Russen bereit ist, sich in diesem Krieg verheizen zu lassen. Dass kann man durchaus als Zeichen dafür sehen, dass sie zumindest unterbewusst wahrnehmen, dass dieser Krieg nicht gerecht ist und nicht in ihren Interessen geführt wird. Er ist keine Sache, für die der einfache Mensch bereit ist, sein Leben einzusetzen.
Das zeigte sich über den Krieg nicht nur an dem Widerstand gegen Mobilisierungen und Rekrutierungen auf beiden Seiten, sondern auch an den stetig zunehmenden Desertationen.

 

Dabei ist die Ukraine in höherem Maße betroffen; Hunderttausend sind von der Front geflohen und ganze Einheiten verlassen ohne Befehl ihre Stellungen oder weigern sich zu kämpfen. In Russland sprechen wir von Zehntausenden - und auch wenn das ernstzunehmen ist, hat das noch nicht denselben Grad der Zersetzung wie in der ukrainischen Armee. Die Unterstützung für den Krieg unter den Massen jedenfalls nimmt in vielen Ländern dramatisch ab, und zwar ungefähr in dem Verhältnis, in dem sie in den Krieg involviert sind. Seit Ende letzten Jahres will erstmals auch eine Mehrheit der Ukrainer Frieden, selbst wenn das die Aufgabe von Gebieten bedeutet.